1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Schimmer sehen die Blätter aus wie dünne Platten aus Elfenbein.
Und wie gestochen ist jeder Buchstabe, und kein einziger unter
den Tausenden und Abertausenden, dessen tiefschwarze, flüssige
Druckerschwärze verschmiert wäre. Ach, was rede ich von der
Gutenbergbibel, diesem erhabenen Kunstwerk! Da sind auch
einzelne Blätter zu sehen aus der Papyrussammlung des Erz-
herzogs Rainer, die zur Ausstellung beigebracht wurden. Diese
Papyrusblätter sind Jahrtausende alt, und sie sind fest und rein,
und die verwischten und verblichenen Schriftzüge der Malereien
darauf, die römischen Stempel, mit denen sie von den glücklichen
Erstehern und Eroberern versehen wurden, sind zum Teil mit
freiem Auge, zum Teil mit der Lupe zu entziffern. Die Papyrus-
staude, das schwache, biegsame Rohr, war den mächtigen Bäumen
überlegen, die wir in unseren Tagen fällen, um Papier her-
zustellen. Neues Pester Journal.
61. Wie sich das Gewerbe die ganze Welt dienstbar macht.
Einst war der Mensch Sklave der Scholle, auf der er geboren
wurde. Jetzt hat er sich zum Herrn der Erde gemacht. Vor nicht
rnel mehr als zweitausend Jahren mußte er sich mit dem begnügen,
was ihm das bescheidene und engbegrenzte Stück Land bot, das er
bewohnte, jetzt sind ihm alle Zonen des Erdballs, alle Länder der
Welt dienstbar geworden. Was die große, weite Erdfläche von der
Eismeere starren Rüsten bis zu den glühendheißen Gefilden der
Cropenzone erzeugt, das alles wird durch den erleichterten Verkehr
der Gegenwart den Rindern der Neuzeit dargeboten.
Ein einfacher Gegenstand des täglichen Gebrauches, ein Regen-
schirm, soll uns lehren, wie unendlich weit ausgebreitet der Rreis
i§t, aus dem wir die zu seiner Herstellung nötigen Stoffe erhalten.
Der Stock des Schirmes ist in der bekannten Stockfabrik von Meyer
in Marburg aus einem Holze gefertigt worden, das in Venezuela ge-
wachsen war, und mit einem aus Zapan bezogenen Lacke lackiert.
Der Elfenbeingriff wurde aus dem Zahne eines Elefanten hergestellt, der
im Eise Sibiriens jahrhundertelang eingebettet lag. Der silberne Ring,
der den Griff an seiner Wurzel umschließt, wurde von einer Metall-
warenfabrik in Pforzheim geliefert, die das Silber von einer Silber-
hütte am Harze bezog, in der es unter Zuschlag brasilianischer Silber-
erze gewonnen wurde. Das dem Silber zugesetzte Rupfer hatte man von
Mexiko eingeführt. Die Messingzwinge am untern Ende des Stockes
wurde aus einem Bleche gebogen, das aus einem Messingwalzwerk
der Rheinprovinz stammt. Das Rupfer des Messings kam von
f)eru, das Zink aus Belgien. Das Blei, mit dem die Zwinge aus-
gefüllt ist, wurde aus Eolorado bezogen und das diesem Blei zur
Erreichung größerer Härte zugesetzte Antimon vom Aral. Die kleinen
eisernen Stiftchen, durch welche die Zwinge am Stocke befestigt ist,