1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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wir zu, wie sie in Millionen Hölzchen zersplittert werden. Zunächst
wird das Stammholz entrindet und dann mittels der Areissäge in
Alötze von etwa ^0 cm Länge zerlegt. Nun wandern die Alötze in
einen Apparat, in dem sie ausgekocht oder „gedämpft" werden. Mit
mächtigen Zangen wird ^darauf das holz aus dem Brühbottich heraus-
geholt und im heißen Zustande in eine Schälmaschine eingespannt,
hier wird es um seine Achse gedreht und trifft aus ein scharfes
Messer, das ein zusammenhängendes Holzband von der Dicke eines
Streichhölzchens von ihm abschält; gleichzeitig wird dieses Band in
etwa 5 cm breite, also der Länge eines Zündhölzchens entsprechende
Streifen zerschnitten. Diese Maschinen vermögen während eines
Arbeitstages ^000 Quadratmeter Holzspan zu liefern, aus dem
Millionen Hölzchen bereitet werden können; dabei beträgt ihr
Araftbedarf nur zwei Aferdekräfte, und an Bedienung erfordern sie
nur einen Mann.
Die schmalen Holzbänder wandern nun in eine „Abschlage-
maschine", welche der gewöhnlichen Häckselmaschine ähnlich ist. Durch
einen einfachen Mechanismus werden fünfzig bis siebzig übereinander
gelegte Holzbänder langsam vorwärts gerückt und kommen unter
sin scharfes Messer, das sie in Hölzchen von der gewünschten Dicke
zerlegt. Die abgetrennten Hölzchen fallen auf ein Band ohne Ende
und werden von diesem in die Trockenräume befördert. Es gibt
Abschlagemaschinen, die, von einem Mann und einem Zungen be-
dient, bis zu 28 Millionen Hölzchen im Tage liefern.
Nunmehr werden sie mit dem feuerbergenden Aöpfchen ver-
sehen. Bevor dies geschieht, müssen die Spitzen der Hölzchen mit
leicht entzündbaren Stoffen, wie Schwefel, Paraffin oder Stearin ge-
tränkt werden. Zu diesem Zwecke werden sie in die betreffenden
erwärmten Stoffe getaucht oder „getunkt". Schon im Anbeginn der
Geschichte des Zündhölzens sah man ein, daß man nicht vorwärts
kommen würde, wenn man die Hölzchen einzeln mit der Hand ein-
tauchen wollte, und erfand den Tunkrahmen. Es sind dies dünne
Brettchen, die mit einer Reihe gleichlaufender Einschnitte versehen
sind. Zn diese Rinnen legte man die Hölzchen, und da die Rinnen
seicht waren, so ragte der Holzdraht über sie hervor. Die gefüllten
Brettchen schichtete man auf einem Gestell übereinander und preßte
sie zusammen, so daß ihr Znhalt fest eingeklemmt wurde. Aus
solchem Rahmen starrten mehrere Hunderte und Tausende von Hölz-
chen nebeneinander hervor, die dann alle zusammen in die Tunkmasse
gebracht werden konnten.
Früher wurde das Einlegen der Hölzchen in die Rahmen von
Arbeiterinnen besorgt, welche darin eine so große Fertigkeit erlangten,
daß sie an einem Arbeitstage bis 200 000 Hölzchen in die Rahmen
faßten. Aber auch für diese mühselige Arbeit hat man später
Maschinen ersonnen, mit deren Hilfe heute eine Arbeiterin während
eines Arbeitstages etwa anderthalb Millionen Hölzchen in den Rahmen
zu bringen vermag.