1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zu haben glaubte , setzte er sich in den Kopf, seine Patientin unter
die Haube zu bringen. 1769 meldete er das erste Aufgebot beim
Standesamt seines Bezirks an, das zweite und dritte folgten bald
hernach.
Mittellos, wie die Verlobten von Haus aus waren, blieb unserem
jungen Arzte jedoch nichts anderes übrig, als nun auch deren Aus-
stattung zu übernehmen. Weil er ohne eigenes Vermögen war, mußte
er die Hilfe eines Freundes hierzu in Anspruch nehmen, die dieser
ihm auch in reichem Maße leistete. Sie bauten für das junge Paar
ein eignes großartiges Gebäude, und 1775 wurde die Hochzeit darin
gefeiert.
Ihre Sprößlinge zählen heute nach Hunderttausenden. Mit sehr
wenigen Ausnahmen sind sie die wohlerzogensten, fleißigsten und
willigsten Geschöpfe. Sie kennen keine Ruhe bei Tag und Nacht
und sind wahre Muster von Fügsamkeit und Genügsamkeit. Einige
bleiben jahrelang auf einem Flecke stehen oder liegen, ja lassen sich
sogar an die Wand hängen, ohne bei ihrer schweren Arbeit viel zu
murren oder zu knurren. Andere laufen schneller als der Wind die
weitesten Strecken hin und her und finden mit ihren feurigen Augen
selbst bei stockfinsterer Nacht sicher ihren Weg. Daß sie stolpern,
gehört zu den größten Seltenheiten. Noch andere sind die reinen
Wassernixen, denen es ein leichtes ist, nicht bloß über Flüsse und
Seen, sondern selbst über Ozeane zu schwimmen, ohne daß ihnen ein
einziges Mal die Puste ausgeht. Von der Mutter erbten die Nach-
kommen die graziöse Beweglichkeit, von dem Vater die Arbeitslust
und Fügsamkeit, zugleich aber auch das schonungslose Verfahren gegen
alles das, was ihnen zu nahe tritt ..."
Mit einem feurigen Hoch schloß Dr. Engel seinen Trinkspruch.
A. Schroot.
70. Die Kunst und die Maschine.
Die Zukunft unserer Industrie hängt zu einem guten Teil
von der Kunst ab, die unseren Produkten Wert gibt, und die
tiefsten Bewegungen des Kunstempfindens in der Gegenwart
sind in ihrer Eigenart bestimmt oder mitbestimmt von der
Maschine.
Immer trat die Kunst in Zeiten hervor, wo der Wohlstand
im Wachsen war. Auch bei uns wächst die Menge der Kunst-
gegenstände und Kunstdarbietungen mit dem finanziellen Auf-
schwung. Es muß eben Geld da sein! Solange die Yölker
nur fragen müssen: Was werden wir essen, womit werden wir
uns kleiden ? können sie in Kunst wenig tun. Kunst sitzt
gern am Feuer der Herren, die etwas haben. So saß sie um
die Fürsten herum, auf den Sesseln, die den Bischof umgaben,
bei den großen und kleinen Aristokraten der alten Tage bis