1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zeichnung des „Allgemeinen Postvereinsvertrags", welche von den Bevoll-
Nächtigten 22 größerer und kleinerer Staaten ausgeführt wurde.
Um das Ereignis in seiner ganzen Größe zu erkennen, ist es nötig,
kmen Blick auf das Postwesen früherer Zeiten zu werfen. Da sah es
hiermit naturgemäß nicht besser aus als bei allen übrigen deutschen Staats-
emrichtungen. Das Postwesen beruhte auf einem der Familie Thurn
und Taxis gehörigen alten Vorrechte; mit diesem hatte es folgende
Bewandtnis:
Maximilian I., deutscher Kaiser und römischer König, der von 1493
bis 1519 regierte und meist in Wien Hof hielt, lebte in den mannig-
fachsten Kriegen und Fehden mit Italien, Ungarn, besonders aber mit den
Niederlanden. Seine Anwesenheit war oft an der einen Grenze so nötig
wie an der andern. Als er einst in verzweifelte Klagen ausbrach, daß
er nicht an allen Orten zugleich gegenwärtig sein könnte, daß aber die
Boten, so seine Briefe und Befehle an die Grenzen und ins Burgunder-
land tragen sollten, an keinem Wirtshaus vorbeigehen könnten, ohne
anzuhalten dem Wein zuliebe, auch sonst ihren Botendienst verabsäumten
und höchst unzuverlässig wären, da trat einer seiner Hofherren, namens
Taxis, mit dem Anerbieten hervor, die kostenfreie Beförderung sämtlicher
kaiserlichen Befehle, Briefe und Botschaften zu übernehmen. Er verpflichtete
sich für Sicherheit und Schnelligkeit seiner Boten und forderte dafür als
Gegenleistung das ausschließliche Recht zur Ausübung und Ausbreitung
der neuen Beförderungsart, sowie die gesamten daraus entspringenden
Einkünfte für sich und seine Nachkommen.
Im Jahre 1516 erteilte Kaiser Maximilian dieses Privilegium, und
damit war dem Hause Taxis eine Gerechtsame verliehen, die zunächst
nicht sehr bedeutend erschien, in der Folge aber die Jahrhunderte hindurch
sich als ein richtiger Goldstrom für die Eigentümer erwies. Die erste
Linie der Taxisboten ging von Wien nach Brüssel. Die Boten waren
gut beritten und trugen die Briefschaften in einem Felleisen bei sich. Die
Taxis waren klug genug, jene erste Botenlinie sehr bald durch Zweigkurse
nach Frankreich, Hamburg und im Süden nach Mailand, Venedig, ja bis
nach Rom zu erweitern und in den wichtigsten Städten und Grenzorten
Anstalten zum Sammeln und Ausgeben der Briefe wie zum Wechseln der
Pferde zu errichten. Das erste deutsche „Postamt" in einem eigens zu
dem Zwecke angekauften Hause befand sich in dem durch seine Lage nabe
der Landesgrenze und der Festung Philippsburg sehr wichtigen Dorfe
Rheinhausen am Oberrhein.
Zunächst sollte wohl die Post dem Kaiser dienen; wie sie dessen
Botschaften kostenfrei besorgte, so nahm sie auch die Briefe aller Fürsten
und ihrer Behörden unentgeltlich zur Beförderung an, durch deren
Länder ihre Botenkurse gingen. Dadurch erreichte die Post der Taxis
nicht nur freien Durchgang durch die betreffenden Länder, sondern durfte
auch das Postgeld (Porto) für die Korrespondenzen der Untertanen nach
Belieben festsetzen.
Wie gut die Taxis dabei „herauskamen", geht daraus hervor, daß
s. Fortbmungsschulen rc. Allg. Teil. jñ