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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 225

1913 - Leipzig : Hahn
225 Zeichnung des „Allgemeinen Postvereinsvertrags", welche von den Bevoll- Nächtigten 22 größerer und kleinerer Staaten ausgeführt wurde. Um das Ereignis in seiner ganzen Größe zu erkennen, ist es nötig, kmen Blick auf das Postwesen früherer Zeiten zu werfen. Da sah es hiermit naturgemäß nicht besser aus als bei allen übrigen deutschen Staats- emrichtungen. Das Postwesen beruhte auf einem der Familie Thurn und Taxis gehörigen alten Vorrechte; mit diesem hatte es folgende Bewandtnis: Maximilian I., deutscher Kaiser und römischer König, der von 1493 bis 1519 regierte und meist in Wien Hof hielt, lebte in den mannig- fachsten Kriegen und Fehden mit Italien, Ungarn, besonders aber mit den Niederlanden. Seine Anwesenheit war oft an der einen Grenze so nötig wie an der andern. Als er einst in verzweifelte Klagen ausbrach, daß er nicht an allen Orten zugleich gegenwärtig sein könnte, daß aber die Boten, so seine Briefe und Befehle an die Grenzen und ins Burgunder- land tragen sollten, an keinem Wirtshaus vorbeigehen könnten, ohne anzuhalten dem Wein zuliebe, auch sonst ihren Botendienst verabsäumten und höchst unzuverlässig wären, da trat einer seiner Hofherren, namens Taxis, mit dem Anerbieten hervor, die kostenfreie Beförderung sämtlicher kaiserlichen Befehle, Briefe und Botschaften zu übernehmen. Er verpflichtete sich für Sicherheit und Schnelligkeit seiner Boten und forderte dafür als Gegenleistung das ausschließliche Recht zur Ausübung und Ausbreitung der neuen Beförderungsart, sowie die gesamten daraus entspringenden Einkünfte für sich und seine Nachkommen. Im Jahre 1516 erteilte Kaiser Maximilian dieses Privilegium, und damit war dem Hause Taxis eine Gerechtsame verliehen, die zunächst nicht sehr bedeutend erschien, in der Folge aber die Jahrhunderte hindurch sich als ein richtiger Goldstrom für die Eigentümer erwies. Die erste Linie der Taxisboten ging von Wien nach Brüssel. Die Boten waren gut beritten und trugen die Briefschaften in einem Felleisen bei sich. Die Taxis waren klug genug, jene erste Botenlinie sehr bald durch Zweigkurse nach Frankreich, Hamburg und im Süden nach Mailand, Venedig, ja bis nach Rom zu erweitern und in den wichtigsten Städten und Grenzorten Anstalten zum Sammeln und Ausgeben der Briefe wie zum Wechseln der Pferde zu errichten. Das erste deutsche „Postamt" in einem eigens zu dem Zwecke angekauften Hause befand sich in dem durch seine Lage nabe der Landesgrenze und der Festung Philippsburg sehr wichtigen Dorfe Rheinhausen am Oberrhein. Zunächst sollte wohl die Post dem Kaiser dienen; wie sie dessen Botschaften kostenfrei besorgte, so nahm sie auch die Briefe aller Fürsten und ihrer Behörden unentgeltlich zur Beförderung an, durch deren Länder ihre Botenkurse gingen. Dadurch erreichte die Post der Taxis nicht nur freien Durchgang durch die betreffenden Länder, sondern durfte auch das Postgeld (Porto) für die Korrespondenzen der Untertanen nach Belieben festsetzen. Wie gut die Taxis dabei „herauskamen", geht daraus hervor, daß s. Fortbmungsschulen rc. Allg. Teil. jñ
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