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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 226

1913 - Leipzig : Hahn
226 1588, also nach siebzigjährigem Bestehen, die Post ihren glücklichen Rechts- rnhabern jährlich 100 000 Dukaten Reingewinn einbrachte, eine für die damalige Zeit unerhörte Summe. Der Große Kurfürst machte die Post in seinem Lande zu einer Staatseinrichtung, ohne sich um die alten Privilegien der Thurn und Taxis zu kümmern. Das Beispiel, welches Preußen gegeben hatte, wirkte weiter. An- gesichts der jämmerlichen Verfassung der Thurn und Taxisschen Post schritten einzelne Länder und Ländchen, ja sogar Städte dazu, eigene Posten zu gründen, so z. B. Braunschweig, Mecklenburg, Köln, Nürn- berg usw., deren Einrichtung und Verwaltung keine Rücksicht auf den Nachbar, noch weniger auf das Wohl der Gesamtheit nahmen, sondern nur den eigenen augenblicklichen Vorteil verfolgten. Dadurch und weil auch die Taxissche Post sich kräftig wehrte, entstand eine heillose Verwirrung. In manchen Städten saßen nebeneinander drei oder vier verschiedene Posten, die einander nichts weniger als gut gesinnt waren, die sich gegenseitig anfeindeten, wo es nur anging. Öfters kam es unter den verschiedenfarbigen Postillionen und Postboten auf offener Landstraße oder im Wirtshaus zu Raufereien und Schlägereien, durch welche weder die Sicherheit noch die Schnelligkeit der Beförderung gewinnen konnte. Nicht ganz so kläglich, aber immer noch dürftig genug, sah es zu derselben Zeit mit dem überseeischen Postverkehr aus. Bis zum Jahre 1840, da das erste Dampfschiff der noch heute hoch angesehenen Cunardlinie Englands überseeische Brief- und Postsachen über den Atlantischen Ozean trug, wurde alles, was sich die Alte und die Neue Welt gegenseitig z« sagen hatten, mit Segelschiffen befördert, denen keine Verantwortung für das ihnen anvertraute Gut oblag. Man mußte von Deutschland aus seine Briefe an irgend ein Handelshaus in einem englischen Hafen — meist London — schicken; dort blieben die sich häufenden Briefschaften liegen, bis ein Schiff der Firma die Reise über das Weltmeer antrat und alles mitnahm. Wollte man den Umweg über London vermeiden, so schickte man seine Briefe an eine Bremer oder Hamburger Reederei und ließ es dann darauf ankommen, ob der Brief seinen Bestimmungsort erreichte oder nicht. Doch in der Stille wuchsen die Vorbedingungen zu der alle Kultur- staaten der Erde umfassenden Weltpost. Allmählich, wenn zuerst auch sehr langsam, rückte das Postwertzeichen, die Freimarke, bei den Posten ein. Die Erfindung der Freimarke kam aus dem Königreich Sardinien, wo sie schon im Jahre 1819 auftrat, allerdings nicht in der heute gebräuchlichen Form, sondern in Gestalt von Briefumschlägen, die bei den sardinischen Postämtern käuflich waren. Merkwürdigerweise dauerte es sehr lange, ehe der vortreffliche Fort- schritt von andern europäischen Ländern angenommen wurde. England, die Vereinigten Staaten, die Schweiz, Brasilien, ja selbst — Finnland, sie alle bedienten sich der für Post wie Publikum gleich bequemen Neuerung eher als die preußische Post. In Preußen ward sie 1850 eingeführt.
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