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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 227

1913 - Leipzig : Hahn
227 Aus den gestempelten Umschlügen wurden in der Folge die Frankocouverts, und endlich löste sich von diesen die Freimarke, die sich jetzt sogar im bürgerlichen Leben und Kleinverkehr eine Stelle als Zahlungsmittel erworben hat. Als das Jahr 1866 den Machtbereich des Preußischen Staates erheblich ausdehnte und den ganzen Norden Deutschlands unter Preußen als Vormacht einigte, da mußte die Taxissche Post verschwinden. Die 350jährige Gerechtsame des Hauses ward um die Abfindungssumme von 9 Millionen Mark beseitigt, und der ganze Apparat, einschließlich der Generalpostdirektion zu Frankfurt am Main, ging an den Preußischen Staat über, nicht ohne daß die Taxissche Verwaltung noch den Versuch gemacht hätte, sich durch Eingehen auf die Forderungen der Neuzeit zu behaupten. Auch der überseeische Postverkehr hatte durch die ausblühende Dampf- schifsahrt eine neue Entwicklungsstufe erreicht, man ließ fast bei jedem Wind und Wetter die Postschiffe zu bestimmter Stunde in See gehen. Der Norddeutsche Lloyd arbeitete Hand in Hand mit der deutschen Post und gewährte dadurch die größten Vorteile. Innerhalb des Deutschen Reiches woben die Eisenbahnen immer engere Netze, wodurch der Postverkehr an Schnelligkeit gewann. Der Generalpostmeister Stephan hatte seine erste folgenreiche Idee bereits 1865 der „fünften deutschen Postkonferenz", die in Karlsruhe tagte, vorgelegt, nämlich eine Denkschrift, die zur Erleichterung und Beschleunigung des Post- verkehrs die Einführung eines „offenen Briefes in gedrängter Form" empfahl, die Postkarte. Stephan nannte seine Erfindung „Postblatt". Er mußte aber fünf Jahre warten, ehe er seine Idee verwirklicht sah. Erst kurz vor Ausbruch des Deutsch-französischen Krieges erfolgte endlich seitens der deutschen Postverwaltung die Einführung der „Korrespondenzkarte". Wie sehr die Post damit einem längstgefühlten Bedürfnisse entgegenkam, erhellt daraus, daß gleich am ersten Tage der Einführung, am 25. Juni 1870, allein in Berlin nicht weniger als 45000 Stück der neuen Karten verkauft wurden. Noch deutlicher zeigte sich die Trefflichkeit der Postkarte während des Krieges. Sie war es vor allem, welche den Verkehr unserer tapferen Truppen mit den Lieben in der Heimat vermittelte. Durch die Leichtigkeit ihrer Anwendung vermochte der Soldat im Felde recht oft Nachricht zu senden; ja sogar nach eben beendeter Schlacht oder nahe dem Tode im Lazarett, wo ein Brief der Umständlichkeit halber nicht zustande gekommen wäre, vermochte der Krieger noch einige Worte auf die Postkarte zu kritzeln. Der Umsatz an Postkarten betrug denn auch während der ersten fünf Monate nicht weniger als 10 Millionen Stück. Aber nicht nur für den Krieg, sondern hauptsächlich auch für die Zwecke des Handels gewann die Postkarte weitgehende Bedeutung. Das Be- dürfnis nach schriftlicher Mitteilung wuchs in demselben Verhältnis wir die Leichtigkeit und Billigkeit der Beförderung. Bald nach Deutschlands politischer Einigung erging auf Anregung von Deutschlands tüchtigstem Postmann, dem weitschauenden Generalpost- 15*
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