1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Wir schwören, daß kein Vater nach dem Sohne
s«ll fragen und nach seinem Weib kein Gatte,
kein Krieger fragen soll nach seinem Lohne,
Noch heimgchn, eh' der Krieg, der Nimmersatte,
ihn selbst entläßt mit einer blut'gen Krone,
daß man ihn heile oder ihn bestatte.
137. Andreas Hofer.
Zu Mantua in Banden
der treue Hofer war;
in Mantua zum Tode
führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz;
ganz Deutschland, ach! in Schmach und
Schmerz,
mit ihm das Land Tirol.
Die Hände auf dem Rücken
Andreas Hofer ging
mit ruhig festen Schritten;
ihm schien der Tod gering,
der Tod, den er so manches Mal
vom Jselberg geschickt ins Tal
im heil'gen Land Tirol.
Doch als aus Kerkergittern
im festen Mantua
die treuen Waffenbrüder
die Händ' er strecken sah,
da rief er laut: „Gott sei mit euch,
mit dem verratenen deutschen Reich
und mit dem Land Tirol!"
Dem Tambour will der Wirbel
nicht unterm Schlegel vor,
als nun Andreas Hofer
schritt durch das finstre Tor; —
Andreas, noch in Banden frei,
dort stand er fest auf der Bastei,
der Mann vom Land Tirol.
Dort sollt' er niederknieen;
er sprach: „Das tu' ich nit;
will sterben, wie ich stehe,
will sterben, wie ich stritt,
so wie ich steh' auf dieser Schanz' I
Es leb' mein guter Kaiser Franz,
mit ihm das Land Tirol!"
Und von der Hand die Binde
nimmt ihm der Korporal;
Andreas Hofer betet
allhier zum letztenmal;
dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht;
gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr
schlecht!
Ade, mein Land Tirol I"
I. Mosen.
138. Zwei Briefe Theodor Körners aus dem Jahre 1813.
1. An feine» Water.
Wien, am 10. März 1813.
Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegenheit,
die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch
erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vor-
haben, das jetzt zur Reife gediehen ist. Deutschland steht auf; der
preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügel-
schläge die große Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Frei-
heit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — laß mich ihr würdiger
Jünger sein! Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier
gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um,
sei's auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn's
nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es
so nennen lassen; jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben