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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 320

1913 - Leipzig : Hahn
320 Heimat befreien helfen darf oder doch vor den Mauern meiner väterlichen Stadt wie ein ehrliches deutsches Herz verbluten kann. Das walte Gott, ich bin bereit! — Eine große, herrliche Stunde habe ich am Sonnabend verlebt. Wir zogen in Parade aus Zobten nach Rogau, einem lutherischen Dorfe, wo die Kirche zur feierlichen Einsegnung der Freischar einfach, aber geziemend ausgeschmückt war. Nach Absingung eines Liedes, das Ihr Freund zu der Gelegenheit verfertigt hatte, hielt der Prediger des Orts, Peters mit Namen, eine kräftige, allgemein ergreifende Rede. Kein Auge blieb trocken. Zuletzt ließ er uns den Eid schwören, für die Sache der Menschheit, des Vaterlandes und der Religion weder Gut noch Blut zu schonen und zu siegen oder zu sterben für die gerechte Sache; wir schworen! — Darauf warf er sich auf die Knie und flehte Gott um Segen für seine Kämpfer an. Bei dem Allmächtigen, es war ein Augen- blick, wo in jeder Brust die Todesweihe flammend zuckte, wo alle Herzen heldenmütig schlugen. Der feierlich vorgesagte und von allen nachge- sprochene Kriegseid, auf die Schwerter der Offiziere geschworen, und „Ein' feste Burg ist unser Gott" machten das Ende der herrlichen Feierlichkeit, die zuletzt noch mit einem donnernden Vivat, das die Krieger der deutschen Freiheit ausbrachten, gekrönt wurde, wobei alle Klingen aus der Scheide flogen und helle Funken das Gottesbaus durchsprühten. Diese Stunde hatte um so mehr Ergreifendes für uns, da die meisten mit dem Gefühl hinausgehen, es sei ihr letzter Gang. Ich weiß auch einige Gesichter in meinem Zuge, von denen ich's ganz deutlich voraus weiß, sie sind unter den ersten, die der Würgengel fordert. Es gleicht wohl nichts dem klaren, bestimmten Gefühle der Freiheit, das dem Besonnenen im Augenblicke der Gefahr lächelnd entgegentritt. Kein Tod ist so mild wie der unter den Kugeln der Feinde; denn was den Tod sonst verbittern mag, der Ge- danke des Abschieds von dem, was einem das Liebste, das Teuerste auf dieser Erde war, das verliert seinen Wermut in der schönen Überzeugung, daß die Heiligkeit des Unterganges jedes verwundete, befreundete Herz bald heilen werde.--------- 139. Die patriotischen Gaben im Jahre 1813. Wie ein Frühlingssturm, der die Eisdecke bricht, fuhren die großen Erlasse des Königs, welche die gesamte Wehrkraft Preußens unter die Waffen stellten, durch die Seele des Volkes. Es wurden nicht viel Worte gemacht, kurz war der Entschluß. Die Freiwilligen sammelten sich still in den Städten ihrer Landschaft und zogen mit ernstem Gesang aus den Toren zur Hauptstadt, nach Königsberg, Breslau, Kolberg, bald auch nach Berlin. Die Geistlichen verkündeten in der Kirche den Aufruf des Königs; es war das kaum nötig. Die Leute wußten bereits, was sie zu tun hatten. Als ein junger Theologe, der predigend seinen Vater vertrat, die Gemeinde von der Kanzel ermahnte, ihre Pflicht zu tun, und hinzufügte, daß er nicht leere Worte spreche und sogleich nach dem Gottes- dienst selbst als Husar eintreten werde, da stand sofort in der Kirche eine
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