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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 321

1913 - Leipzig : Hahn
321 Anzahl junger Männer auf und erklärte, sie würden dasselbe tun. Als rin Bräutigam zögerte, sich von seiner Verlobten zu trennen und ihr endlich doch seinen Entschluß verriet, sagte ihm die Braut, sie habe in der Stille getrauert, daß er nicht unter den Ersten aufgebrochen sei. Die Söhne eilten zum Heere und schrieben vor dem Aufbruch ihren Eltern von dem fertigen Entschluß, die Eltern waren damit einverstanden; es war auch ihnen nicht auffallend, daß der Sohn selbstwillig tat, was er tun mußte. Wenn ein Jüngling sich zu einem der Sammelpunkte durch- geschlagen hatte, fand er wohl seinen Bruder ebendort, der von anderer Seite zugereist war; sie hatten einander nicht einmal geschrieben. Die Universitäts-Vorlesungen mußten in Königsberg, Berlin, Bres- lau geschlossen werden. Die Studenten waren einzeln oder in kleinen Haufen aus dem Tor nach Breslau gezogen. Die preußischen Zeitungen meldeten das kurz in den zwei Zeilen: „Aus Halle, Jena, Göttingen sind fast alle Studenten in Breslau angekommen, sie wollen den Ruhm teilen, die deutsche Freiheit zu erkämpfen." Nicht nur die erst blühende Jugend trieb es in den Kampf, auch die Beamten, unentbehrliche Diener des Staates, Richter, Landräte, Männer aus jedem Kreise des Zivil- dienstes; auch die Stadtgerichte, die Büros begannen sich zu leeren. Schon am 2. März mußte ein königlicher Erlaß diesen Eifer einschränken; der Zivildienst dürfe nicht leiden; wer Soldat werden wolle, bedürfe dazu die Erlaubnis seiner Vorgesetzten; wer die Verweigerung seiner Bitte nicht tragen könne, müsse den Entscheid des Königs selbst anrufen. Wenige Familien waren indes, die nicht ihre Söhne dem Vaterlande darboten; vieler Namen stehen in gehäufter Zahl in den Listen der Regimenter, allen voran der Adel Ostpreußens. Sein Beispiel wirkte auch auf das Landvolk. Ungezählt ist die Menge der Kleinen, die mit ihren gesunden Gliedern dem Staate alles brachten, was sie besaßen. Während die Preußen an der Weichsel in dem Drange der Stunde ihre Rüstungen selbständiger, mit schnell gefundener Ordnung und uner- hörter Hingabe betrieben, wurde Breslau seit Mitte Februar Sammel- punkt für die Binnenlandschaften. Zu allen Toren der alten Stadt zogen die Haufen der Freiwilligen herein. Unter den ersten waren drei- zehn Bergleute mit drei Lehrlingen aus Waldenburg, Kohlengräber, die ärmsten Leute; ihre Mitknappen arbeiteten so lange umsonst unter der Erde, bis sie zur Ausrüstung für die Kameraden 221 Taler zusammen- brachten; gleich darauf folgten die oberschlesischen Bergleute mit ähnlichem Eifer. Kaum wollte der König an solche Opfertätigkeit des Volkes glauben; als er aus den Fenstern des Regierungsgcbäudes den ersten langen Zug von Wagen und Männern sah, welcher aus der Mark ihm nachgezogen war und die Albrechtsstraße füllte, den Zuruf hörte und die allgemeine Freude erkannte, rollten ihm die Tränen über die Wange, und Scharnhorst durfte fragen, ob er jetzt au den Eifer des Volkes glaube. Mit jedem Tage steigt der Andrang. Die Väter bieten ihre ge- rüsteten Söhne dar. Landschaftssyndikus Elsner zu Ratibor stellt sich Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Nllg. Teil. 21
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