1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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daraus Ringe, wofür mehr als 100 Taler gelöst werden. Was das arme
Volk aufbringen kann, wird eingesendet, mit der größten Opferfreudigkeit
gerade von kleinen Leuten.
Die Ausrüstung der freiwilligen Jäger allein, und was sonst fiir die
Freischaren in den alten Provinzen gesammelt wurde, muß weit über eine
Million gekostet haben. Und sie begreift nur einen kleinen Bruchteil der
fteiwilligen Gaben und Einsendungen, welche das Volk brachte. Und wie
war das kleine Volk verarmt!
Nahe aneinander lagen auf der Schmiedebrücke in Breslau die beiden
Werbestellen für die fteiwilligen Jäger und das Lützowsche Freikorps. Beide
Truppen wurden ganz durch vaterländische Gaben einzelner ausgerüstet.
Zwischen den Lützowern und den Jägern war ein Wettstreit, ein freund-
licher und mannhafter; aber auch hier brach wieder der Gegensatz in den
Richtungen hervor: ob mehr deutsch, ob mehr preußisch, noch waren es
nur verschiedene Brechungen desselben Lichtstrahls. Nicht gleich war das
Schicksal der beiden Freiwilligenbüros. Aus den 10 000 freiwilligen
Jägern, welche den Regimentern zugeteilt wurden, ging die Kraft des
preußischen Heeres hervor, sie haben dem preußischen Kriege von 1813
nicht nur die stürmische Tapferkeit, auch den Adel und hohen Sinn gegeben,
welcher in der Kriegsgeschichte etwas ganz Neues war. Die Freischar
Lützows dagegen erfuhr, daß rauhes Schicksal den Schöpfungen höchster
Begeisterung gern feindlich gegenübertritt. Ihre Kriegstaten entsprachen
nicht der hochgespannten Erwartung, womit man ihre Rüstung begleitete;
sie hat später einen Teil ihrer tüchtigsten Kräfte an andere Heerkörper
abgegeben. Aber unter ihren Offizieren war der Dichter, der vor anderen
bestimmt war, kommenden Geschlechtern den hinreißenden Zauber jener
Tage im Liede zu überliefern, er selbst von vielen rührenden Jünglings-
gestalten jenes Kampfes eine der reinsten und herzlichsten im Leben, Lied
und Tod: Theodor Körner.
Auch in der großen Stadt, wo der Freiwillige sich die Ausrüstung
zu besorgen hatte, fand er nicht ein lärmendes Getöse aufgeregter Masten.
Kurz und ernsthaft tat jeder seine Pflicht, ebenso er selbst. Wer kein
Geld hatte, den unterhielt der fremde Kamerad, der zufällig mtt ihm zu-
sammentraf. Die einzige Sorge des Ankommenden war, seine Ausrüstung
zu finden. Hatte er zwei Röcke, so ließ er, als Lützower, schnell den
einen schwarz färben und zurichten, sein größter Kummer war, ob die
Patronentasche auch zur Zeit ferttg würde. Fehlte ihm alles und konnte
ihm das Büro nicht sogleich den Bedarf geben, so wagte er nur selten
ein Zeitungsinserat, in dem er bat. Sonst war ihm das Geld so wenig
von Bedeutung als seinen Kameraden. Er behalf sich dürftig, was lag jetzt
daran; für tönende Phrasen und pattiotische Reden hatte er keine Zeit und
kein Ohr. Wer ja gespreizt einherging in kriegerischem Putz, wurde verlacht,
alles Großtun und Säbelklirren war verächtlich. So war die Stim-
mung der Jugend. Es war eine tiefe Begeisterung, eine innige Hingabe
ohne das Bedürfnis des lauten Ausdrucks.
Gustav Freytag.
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