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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 409

1913 - Leipzig : Hahn
409 der Jude stöhnte todesmatt; in den Feldflaschen verdunstete der Wabe Tropfen, und im Meilenrunde keine Quelle, kein Ziehbrunnen, keine Lache. Hauptmann Maillard lobte ein solches Training bis zum äußersten; und heute wollte man am wenigsten eine frischgestärkte Legion. Das hatte er erreicht. Die Legionäre kauerten stumm, die Mattesten verlernten selbst das empörte Denken, und auch das Elend sog der brennende Sand in sich. Nur im Fieber wimmerte eine dünne, gebrochene Stimme: „Ich will sterben .. . sterben .. . sterben ..." „Verreck, aber marschier!" wiederholte ein Unteroffizier den unantast- baren Legionsspruch, dem die Rücksicht fremd, fremd Gnade und Schonung. Es sollte spaßhaft klingen und klang roh. Was liegt daran, wenn sie verrecken! Verendet am Weg, Kreaturen! Heimatloses, rechtloses, ehrloses, verachtetes Gesindel, das sein Vaterland verleugnet; Banditen, die ihr Vaterland verraten! Abseits von der Masse saß Hauptmann Maillard zu Pferd, und nervös blickten die geblendete:: Augen durch den Feldstecher; geblendet und verdrossen. Überflüssige Vorsicht, eine seltsame Angewohnheit des weich- lichen Obersten. Die Menschen reizte man damit nicht .. . Endlich krabbelten dunkle Neiterumrisfe aus dem hellen Himmels- Hintergrund; eine Sandwelle hob sie, ein Sandtal verschlang den Knäuel. Sie kamen näher, wuchsen. „Die Spahi hat er mit!" höhnte Maillard. „Etwas viel Umstände mit diesen Gaunern!" Er ließ den strotzenden Gaul tänzeln. Die Legionäre hoben erstaunt die Köpfe — Zuaven da . . . Und der lange Bruggraber schimpfte: „Dö Schimpansen haben uns no gefehlt. Dös kann a schöne Sauce werden, dös Manöver mit die verteilten Rollen." Wachsmann schob den Kopf unter den Arm — wenn es nun doch gegen die rebellischen Kabylen ginge . .. Maillard grüßte, Döglier dankte, und der etwas nierenkranke Oberst winkte mit der Hand — die arabischen, dürren, kaffeebraunen Spahi verstanden den schweigsamen Befehl und zogen einen Kreis um die elfte Kompanie. Der Hauptmann fragte halblaut, der Oberst antwortete halblaut. Dann galoppierte er mitten unter die Legionäre und parierte den Rappen auf dem Fleck: „Guten Tag, Soldaten!" Die standen schwer- fällig auf und rückten an den Käppis herum. „For die Leutseligkeit kos ik miun Taler", knurrte Borstenfeld. Däglier kniff die Augen, sah rechts, sah links, geradeaus und zurück — überall alle am Platz; die Zuaven Reiter an Reiter, die Büchsen in beiden Händen, und so schöpfte er eine Lunge Luft und sagte schneidend scharf: „Soldaten, Frankreich hat Krieg." Und die mürrischen, verelendeten, cafardgequälten Menschen johlten, tobten, schleuderten die Mützen in die Luft, schwangen die Gewehre, gestikulierten mit Armen und Beinen, jauchzten, uitd aus dem unver- ständlichen Gerase frohlockte die Freude: „Kbneg! Gott sei Dank, Gott sei Dank — 5krieg!"
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