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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 411

1913 - Leipzig : Hahn
411 mit den gekrümmten Fingern in die Luft krallte, den Mund aufsperrte und die Augäpfel weißlich verdrehte; kraftlos plumpste der zerschmetterte Schädel des Inden in den Sand, in den gelben, körnigen Sand, den die Zähne knirschend zerbissen, der ein rotes Bächlein trank. „Bajonette gefällt!" brüllte Grimpitz. Es kam nicht zum Sturmlauf. Eine zweite, eine dritte . . . eine sechste Salve der Spahis in die gepreßte Masse der wehrlosen Kompanie; reihenweise taumelten, stürzten die Legionäre, der Borstenfeld klappte ein, Frehse bellte heulend wie ein wunder Fuchs, dem die Kugel das Rückgrat lähmt, der Bruggraber zuckte, Wetterle atmete Blut, Plankeneges Kopf schwand zwischen den beiden Schultern der noch Lebenden . . . Einige Deutsche suchten dennoch zu stürmen; den feuernden, unerbittlichen Gegner, der hinzielte, wo nur einer sich noch regte oder im Sande wand, erreichte keiner mit der Spitze seines Bajonettes. Dem halbtot hinwankenden Grimpitz gab Hauptmann Maillard eigen- händig den Fangschuß aus dem Revolver. Drei Minuten genügten. Die elfte Kompanie war gewesen. Bei den Sterbenden halfen die Spahis mit krummen Messern nach. Immer noch hatte Oberst de Döglier nicht hingesehen; erst als kein Schuß mehr knallte, rief er: „Hauptmann, ich bitte." „Zu Befehl." Maillards Augen glänzten. „Herr Hauptmann, ich gratuliere Ihnen zu der herrlichen Waffen- tat .. . " Es paßte so gar nicht zu einem Offizier der großen Armee, daß die schwammigen Wangen des alten Obersten zuckten; tiefernst fuhr er fort: „Vielleicht war wirklich nicht zu vermeiden, was geschehen ist, Hauptmann . . . vielleicht .. . Sie taten, was Sie für recht hielten. Ein unparteiisches Kriegsgericht wird über das Geschehene urteilen, und falls Ihr Handeln in den Augen der Richter einer Entlastung bedarf, so mag die Tatsache, daß ich zur rechten Zeit das richtige Wort nicht fand, für Sie sprechen .. . Das gehört eigentlich nicht hierher ... Jetzt sorgen Sie für die Bestattung der Gefallenen." Da brauste Maillard auf: „Die Hunde auch noch einscharren ..." Die mürben Züge des Obersten wurden hart, und recht metallen klingend sagte Döglier: „Ich muß Sie höflichst bitten, Herr Hauptmann, meine Worte nicht zu verdrehen. Ich befahl ausdrücklich, die Gefallenen zu bestatten." Der Rappe trippelte unruhig. „Bis zum Abend er- warte ich Sie in Sidi-bel-Abbes; unser Truppentransport ist um neun Uhr fällig — und in acht Tagen stehen wir, so Gott will, am rechten Rheinufer. Ich danke." In edlem Schritt trabte der prächtige Araber des Obersten über den weichen, gelben Sand, und die unbeschlagenen Hufe wühlten darin Löcher; der Reiter hing lose im Sattel; es war ihm, als schmerzten die kranken Nieren, und die Zügel pendelten schlaff. —
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