1904 -
Bautzen
: Hübner
- Autor: Welzel, Bert, Mühlan, Alois
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Landwirtschaftliche Winterschule, Ackerbauschule, Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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ausgereisten Mannesalter; er wird fortgesetzt bis an die Schwelle
des Grabes.
Ein solches Lernen aber, an solcher Stelle, in solchem Lebens-
alter, ist immerzugleich ein Kampf: ein Kampf gegen sich selbst, gegen
die eigene Vergangenheit, gegen festgewurzelte Neigungen, Überzeugungeu,
Ideale, die höheren Zwecken zum Opfer gebracht werden müssen.
Dieser preußische General ioar herangewachsen in den Über-
lieferungen des altpreußischen Königtums. Den drängenden Ideen
der modernen freiheitlicheren Zeitströmung des sog. Liberalismus, die
sich seit 1830 immer ungestümer in den Vordergrund stellten, stand
er zunächst fremd und ablehnend gegenüber; seiner Ansicht nach fanden
die gesunden und berechtigten Wünsche des Liberalismus ihre beste
Vertretung in einem starken, pflichttreuen Königtum. Mit schwerern
Herzen beugte er sich aber schließlich doch dem Lieblingsprojekte seines
königlichen Bruders Friedrich Wilhelm Iv., der landständischen Ver-
fassung, ja er trat sogar in den vereinigten Landtag ein und wohnte
den Sitzungen bei. Er fühlte, daß damit eine neue Zeit hereinge-
brochen war. „Das alte Preußen", war sein Wort, „geht mit der
Veröffentlichung dieses Gesetzes zu Ende, ein neues Preußen wird sich
jetzt bilden; möge das neue so erhaben und groß werden, wie es das
alte mit Ehre und Ruhm geworden ist."
Es war ein gewaltsames Losreißen von festgegründeten Über-
zeugungen eines fünfzigjährigen Lebens.
Dann kam der nod) viel tiefere Riß, den die 48 er Revolution
brachte. Als der sinn- und grundlos gehaßte „Kartätschenprinz" aus
der Verbannung nach England, in die ihn die blinde Wut der be-
törten Massen getrieben, in das Vaterland zurückkehrte, brachte er die
schwer erarbeitete Gewißheit mit, daß die Tage des alten patriarchali-
schen Königtums für Preußen unwiederbringlich vorüber seien. Mit
mannhafter, offener Erklärung stellt er sich „als erster Untertan des
Königs" auf den Boden der vom Könige gewährten politischen Reform.
Trotzdem waren diese gramvollen Revolutionsjahre für den
Prinzen nicht ohne Nutzen: erst von hier an tritt er der deutschen
Frage näher; unerschütterlich stand ihm von da die Ueberzeugung
fest, daß Preußen die Pflicht und den Beruf habe, „in der Regelung
der Zukunft Deutschlands die Initiative zu ergreifen."
Als nach der Trübsal der fünfziger Jahre Erkrankung und Tod
des Bruders ihn erst zur Stellvertretung, dann durch das dichte Ge-
strüpp feindseliger Ränke hindurch zur Regentschaft und endlich auf