1904 -
Bautzen
: Hübner
- Autor: Welzel, Bert, Mühlan, Alois
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Landwirtschaftliche Winterschule, Ackerbauschule, Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Wenn das Fohlen glücklich zur Welt gekommen ist
bleibt die Mutter noch ganz die Krippe für das Junge. Der Mutter
Ernährung wirkt auf das Wohlbefinden des Fohlens ein. Möhren
und geringe tägliche Salzgaben befördern die Erzeugung bekömmlicher
Milch, Hülsenfrucht verursacht Biähungen bei Stute und Fohlen.
Jeder Futterwechsel ist in der Säugezeit zu vermeiden. 14 Tage nach
der Geburt kann das Mutterpserd zu leichter Arbeit angespannt werden.
In diesem Dienste vermeide man Aufregung, Erhitzung und Durch-
nässung. Kommt die Stute nach längerer Abwesenheit nach Hause,
so läßt man das Fohlen nicht so hastig saugen; man tut gut. das
Tierchen an verdünnte, warme Kuhmilch oder Magermilch zu gewöhnen,
damit der Hunger bei der Heimkehr der Mutter nicht so groß ist.
Das Fohlen soll womöglich täglich Bewegung haben. Auf kurzen
Strecken kann es die Mutter begleiten; bei weiten Wegen derselben
läßt man es besser auf den Hof oder Tummelplatz.
Bald muß man das Fohlen an feste Nahrung gewöhnen,
denn die Milch der Mutter wird bei Arbeit und wieder eintretender
Trächtigkeit weniger, und das junge Tier verlangt mit dem Größer-
werden entsprechend mehr Nahrung. Im Stalle oder auf dem Lauf-
platze sind deshalb Fohlenkrippen einzurichten, die man stets frisch mit
bestem, würzigem Heu, Möhren und Hafer versieht.
Der Beginn der eigentlichen Entwöhnung richtet sich nach
dem Körper- und Kraftzustand von Mutter und Fohlen, ob erstere
wieder trächtig wurde oder nicht, ob sie im Geschirr geht, oder sich auf
der Weide oder dem Tummelplätze aufhält. Kaltblüter können eher
entwöhnt werden als Warmblüter. Bei den ersteren kann das im
Alter von 3 bis 4 Monaten geschehen, in Gestüten auf der Weide
saugen die warmblütigen Fohlen 6 Monate und länger.
Das Entwöhnen geht desto besser vor sich, je mehr das Fohlen
gelernt hat, festes Futter aufzunehmen. Man läßt das junge Tier
täglich immer weniger zur Mutter und versorgt es mit den oben ge-
nannten Futtermitteln. Ist das Abgewöhnen vollendet, so bringt man
Stute und Fohlen so weit auseinander, daß sie sich allmählich ver-
gessen. Die Stute ist dann einige Tage knapp zu halten und regel-
mäßig zu beschäftigen, damit die Milch versiegt. Anfangs melke man
das zu pralle Euter aus, tritt aber doch Geschwulst ein, gibt man
Einreibungen mit warmem Fett.
Die Ernährung des Pferdes im ersten Lebensjahr legt
den Grund zu aller Entwicklung. Hier darf nicht gegeizt werden, da