1904 -
Bautzen
: Hübner
- Autor: Welzel, Bert, Mühlan, Alois
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Landwirtschaftliche Winterschule, Ackerbauschule, Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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61. Wahl der Holzarten.
Will jemand mit Erfolg einen Holzbestand anlegen, dann muß
er sich vor allem erst darüber klar werden, welche Holzarten er
anpflanzen will, da doch von einer richtigen Auswahl der für die
betreffenden Verhältnisse passenden Baumarten der ganze Erfolg eines
Holzanbaus abhängt. Niemals wird es einem Waldbesitzer gelingen,
aus seinem Forst einen lohnenden Gewinn zu erzielen, wenn er nicht
die entsprechenden Baumarten auswählt, selbst wenn er noch so sorg-
fältig mit der Pflanzung und Pflege seiner Bäume umgeht. Soll
nun aber der Waldbesitzer dazu imstande sein, die rechte Wahl der
anzupflanzenden Bäume zu treffen, dann muß er sich in erster Linie
eine genaue Kenntnis der Bäume und ihrer Ansprüche an Boden,
Klima, Standort usw. anzueignen suchen, oder wenigstens, wenn er
dies vielleicht nicht vermag, sich von einem Forstsachverständigen die
passenden Sorten vorschlagen lassen, damit er auf keinen Fall Gefahr
läuft, völlig ungeeignetes Baummaterial zu pflanzen und dann bitter
geschädigt zu sein.
Es soll nun unsere Aufgabe sein, die einzelnen, wichtigeren
Baumarten je nach ihren Ansprüchen an Boden und Klima in nach-
folgendem zu unterscheiden. Von den Laubhölzern seien die folgen-
den genannt: Eiche, Buche, Esche, Ahorn, Ulme, Birke, Erle, Akazie,
Roßkastanie, Linde, Pappel, Weide.
1. Die Eiche verlangt nicht unbedingt einen ganz bestimmten
Standort, da sie in Bezug aus den Boden im allgemeinen nicht sehr
anspruchsvoll und wählerisch ist. Sie gedeiht z. B. noch auf sandigem
Boden, wenn derselbe tiefgründig genug ist, ebenfalls auf schwerem
Tonboden, der im ganzen für Laubholz wenig geeignet ist, und sogar
auch auf Moorboden, wenn er sich in einem guten Zersetzungszustande
befindet. Ein tiefgründiger, frischer Lehmboden ist aber derjenige
Standort, auf dem die Eiche am besten gedeiht. Tiefgründigkeit eines
Bodens ist für die Eiche besonders wertvoll, weil sie ihre Pfahlwurzel
senkrecht in die Tiefe schickt.
2. Die Buche oder Rotbuche. Während die Eiche im Gebirge
nicht recht am Platze ist, gedeiht die Buche vorzüglich in den Gebirgs-
wäldern. Als Standort zieht die Buche einen kräftigen, nährstoffreichen,
frischen Lehm- und lehmigen Tonboden mit hohem Kalkgehalt allen
anderen Bodenarten vor. Tiefgründigkeit des Bodens ist für die
Buche nicht unbedingt erforderlich; aber Nässe und Bodensäuren
schaden ihr sehr.