1904 -
Bautzen
: Hübner
- Autor: Welzel, Bert, Mühlan, Alois
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Landwirtschaftliche Winterschule, Ackerbauschule, Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
245
Zündhölzern, während die Poppeln und Erlen das nötige Holz zu
Trögen, Mulden, Schaufeln und Holzpantoffeln geben. — Die ver-
schiedensten Spielwaren, die für unsere lieben Kleinen unter dem
lichterglänzenden Weihnachtsbaume prangen, werden fast ausschließlich
aus dem Holze des lieben Tannenbaumes selbst angefertigt. Alles
Holz, das nicht als Nutzholz verwendet werden kann, wird als Brenn-
holz verwertet. Die Rinde der Fichte, der Birke, vor allem aber der
Eiche benutzt der Gerber zum Gerben des Leders.
Neben dieser reichen Hauptnutzung des Waldes gibt es aber auch
eine recht vielseitige Nebennutzung. Wieviel Lese- oder Reistgholz
wird nicht jährlich als willkommenes Brennmaterial aus dem Walde
gebracht, und wie häufig steht sich nicht der Landwirt wegen Streustroh-
mangels gezwungen, als Ersatzmittel für die fehlende Streu solche aus
dem Walde zu holen, sei es nun Laub-, Nadel- oder Moosstreu.
Wenn auch eine zu häufig wiederkehrende, gründliche Entnahme von
Waldstreu dem Walde schadet, so wird der Landwirt in Notfällen
doch ohne Bedenken in vernünftigen Mengen die Waldstreu sich zu
nutze machen können.
Ein vorzügliches Futter für seine Schweine findet der Landmann
in den Früchten seiner Eich- und Buchenbäume, den Eicheln und
Bucheckern. Freilich hat die Mast mit diesen Früchten nicht mehr
die Bedeutung von früheren Zeiten, die noch keine Kartoffeln, das so
vorzügliche Schweinemastfutter aufzuweisen hatten; trotzdem aber gelten
die Eicheln und Bucheckern auch heute noch als recht gutes Futter
für unsere Borstentiere. — Nicht zu verschmähen ist ferner die Wald-
weide, die, wenn auch nicht viel, so doch genügend Futter ergibt, um
den kleineren Leuten eine willkommene Gabe für ihre tierischen Haus-
genossen zu sein. — Eine der wichtigsten Nebennutzungen des Waldes
ist aber jedenfalls die Gewinnung seines vielfach ungemein großen
Reichtums an Beerenfrüchten und Pilzen. Ganze Familien der
niederen Menschenklaffen ziehen hinaus in den Wald, um sich die
Pilze und die Heidel- und Preißelbeeren, die seinen Boden überziehen,
zu suchen und ste dann in den Handel zu bringen. Ja, gerade diese
Waldprodukte schaffen vielen Familien, vor allem aber Frauen und
Kindern, in manchen Jahren eine äußerst gute Erwerbsquelle. —
Schließlich sollen auch noch die Baumsäfte, die für technische Gewerbe
das Rohmaterial liefern, hier in Erwähnung gebracht werden. Das
Harz der Tanne und der Lärche wird zur Terpentinbereitung gebraucht,
während das Harz der Kiefer den Teer gibt und das Harz der Fichte
zur Herstellung von Pech und Kienöl benutzt wird.