1904 -
Bautzen
: Hübner
- Autor: Welzel, Bert, Mühlan, Alois
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Landwirtschaftliche Winterschule, Ackerbauschule, Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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der eigenen Wasserausdünftungen nicht genügend lösen, dann reiche
man ihnen in flachen Gefäßen Wasser im Stocke dar.
Trotz aller Vorsicht kommt es aber dennoch vor, daß Raubbienen
im Frühjahre auftreten und nach schwachen und weisellosen Stöcken
ausspähen. Die Ansicht, daß die Räuber eine besondere Art von
Bienen seien, ist irrig; denn jede Arbeitsbiene kann zum Räuber wer-
den, wenn es dem Volke an Honig mangelt, oder die Gelegenheit
zum Naschen und Rauben durch offenes Stehenlassen von Futtervor-
räten gegeben ist. Die Räuber kommen zuerst vereinzelt und ver-
suchen bald in diesen, bald in jenen Stock einzudringen, wobei sie
wild summend vor dem Flugloche hin und herfliegen, sich auch wohl
niederlassen, aber bei Annäherung einer Biene wild abfliegen. Das
Vorspiel dauert so lange, bis sie eine günstige Gelegenheit zum Durch-
schlüpfen benutzen und unbemerkt in den Stock eindringen, oder aber
von den vor dem Flugloche befindlichen Bienen ergriffen und abge-
stochen werden. Ist durch dieses Auskundschaften ein schwacher Stock
gefunden, so fallen die Räuber diesen in Masse an und rauben ihn
entweder gänzlich aus, oder werden von dem sich kräftig wehrenden
Volke zurückgeschlagen. Zeigt es sich, daß der beraubte Stock zu
schwach ist, den Angriff erfolgreich abzuschlagen, dann suchen die m
Masse eindringenden Räuber die Königin zu töten; ist dieses geschehen,
so hört nicht nur jeder Widerstand des Volkes auf, sondern das jetzt
weisellose Volk geht ganz zu dem raubenden Stocke über und hilft
selbst die letzten Reste Honig dem siegreichen Stocke zutragen.
Zur Vorbeugung und Abwehr der Räuberei lasse man niemals
Futterreste offen auf dem Stande stehen, die Fluglöcher halte man
dis zum Eintritte der Volltracht klein und verschmiere alle am Stocke
vorhandenen Ritzen sorgfältig mit Lehm; vor allem aber dulde man
zur Frühjahrszeit keinen weisellosen Stock auf dem Stande. Kommt
es dennoch vor, daß Räuber einen Stock stark anfallen, und muß man
dessen Ausräubung befürchten, dann ist es zur Rettung des Ltockes
das Beste, denselben auf einige Tage vom Stande zu entfernen und
an seine Stelle einen möglichst ähnlich aussehenden zu stellen. Die
Räuber dringen in den leeren Stock ein, laufen in ihm he^um, da sie
aber keine Nahrung finden, werden sie schließlich abfliegen und das
Rauben einstellen. Raubt ein Stock des eigenen Standes, so kann
diesem durch Verengen des Fluglochs und Einstreuen von Häcksel
oder Spreu in den Bau die Lust zum Rauben leicht genommen
werden.