Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 143

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
143 83. Ms ich zum Pfluge kam. ?>as ist eines der allerkürzesten, aber der allerwichtigsten Kapitel- ^ es führt mich aus der ersten kindlichen Iugend und aus der hirten- zeit hinaus zur zielbewußten Hrbeit und zur jungen Mannbarkeit. Ls bedurfte vieler Ränke, bis ich's vom Rinderhirten zum Pflüger brachte. Ich mußte mir den Fuß verstauchen, daß ich den Tieren nicht mehr entsprechend nachlaufen konnte,' ich mußte auf der Meide Vogelnester entdecken, wodurch mein jüngerer Bruder geneigt wurde an meiner Statt das Hirtenamt zu übernehmen; ich mußte endlich den Knecht Markus, der sonst den Pflug geleitet hatte, gewinnen, daß er versicherte: 's wär' ein bequemes Zeug, ließe sich handhaben wie ein Taschenfeitel* und ich, der junge Bub', sei leidlich genug stark und geschickt den Pflug zu führen. Und ich stand da und streckte mich, daß ich dem langen Markus mindestens bis an die Rchsel langte, und ich schüttelte einen Zaunstecken, daß er ächzte — zum Beweise meiner Reife für den Pflug. Über mein Vater lachte und rief: „Geh, du bist ein kleiner prahlhansel! Mär' not, es tät' dir noch alle Tage ein anderer dein Hösel stäuben. Ra ja, und jetzt will er den Rusgewachsenen spielen. Ist recht, pack' nur an, wird nicht lange dauern!" Ruf dem Rcker war's gesprochen. Der Markus stand zurück und ich packte den Pflug bei den hörnern, vom Markus hatte sich das Zeug wie ein Spielwerk handhaben lassen,' es war als hielte er sich nur des Vergnügens wegen an die Griffe. Ietzt war's eine andere Rrt. Die Rinder zogen an. Mich schleuderten die handhaben nach rechts und nach links,' der Pflug wollte aus dem Geleise steigen und meine Barfüßlein kamen etlichemal unter die Lrdsohle. „Tr ist zu gering beim Griff!" hörte ich den Vater und den Knecht noch lachen,' das Mort weckte mich. Ls handelte sich um meine Lhre, um meine Mannhaftigkeit. Nicht mehr der halterbub' wollte ich sein, der am Tisch an der untersten Lcke sitzen mußte, der nirgends ein Mörtlein mitsprechen durfte, der, wußte er was Gescheites, dasselbe mit den Kälbern und Schafen bereden konnte. Mein Sinn stand nach dem höchsten; groß, stark und selbständig wollte ich sein wie der Meid- knecht. Und siehe, der Mensch wächst mit seinen höheren Zwecken. Ich führte den Pflug und schnitt eine leidliche Furche. Die ausgeacker- ten Regenwürmer hoben verwundert die Köpfe um zu sehen, wer heute ackere. Feitel = Messer.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer