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1. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 284

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
284 für Deutschland in die Hände. Kühnen Muts wagten sich hanseatische Kaufleute ohne den Schutz einer vaterländischen Flotte über das Weltmeer und gründeten überall Handelsniederlassungen. Die Wie- dergeburt Deutschlands auf den blutigen Schlachtfeldern Frankreichs hat einen gewaltigen Aufschwung des deutschen Wirtschaftslebens ermöglicht. Großbritannien ist zwar an der Spitze der Welthandels- staaten geblieben, aber Deutschland, das hinter Frankreich und den Vereinigten Staaten zurückstand, ist jetzt an die zweite Stelle ge- treten. Deutsche Reichsangehörigen sind jetzt überall zu finden auf dem weiten Erdenrund, an allen Küsten haben sie Niederlassungen, im Inneren ferner Länder entstehen deutsche Ackerbaukolonien. In Ost- und Westafrika, Polynesien und China verfügen wir über Schutzgebiete, wirtschaftliche und politische Stützpunkte und Außen- werke des Reiches. Diese wertvollen Errungenschaften würden ohne den Schutz des Reiches bald verloren gehen. Eine Festlandsmacht wie Deutsch- land kann über Millionen von Soldaten verfügen und doch ihres Anteils an der Weltwirtschaft beraubt werden, wenn nicht eine starke Kriegsflotte dem Gegner zur See ein unüberwindliches Boll- werk entgegenstellt. Sie hat die Aufgabe das Ansehen des deutschen Namens und die Reichsgewalt in fremden Meeren zu verkörpern, Leben und Eigentum deutscher Landsleute an Ort und Stelle zu sichern und die Verbindung mit dem Mutterlande aufrecht zu er- halten. Aber die Kriegsflotte hat noch eine höhere Pflicht zu erfüllen. Auch im Vaterlande selbst ist eine starke Seemacht für die gedeih- liche Entwicklung und die Blüte der Volkswirtschaft unentbehrlich. Schon ihr Dasein allein ist eine Mahnung zum Frieden, eine Warnung gegen Ruhestörer. Bei einem feindlichen Angriff aber schützt die deutsche Schlachtflotte nicht nur die heimischen Küsten vor Landung feindlicher Truppen oder der Beschießung von Hafenstädten, sondern sie erfüllt auch die Aufgabe das wirtschaftliche Leben der Nation im Gange zu erhalten. Gelingt es dem Feinde durch eine Blockade die Aus- und Einfuhrwege zu sperren, so sind die großen Blutadern im wirtschaftlichen Organismus des Reiches unterbunden. Das kleinere Übel wäre dann noch das Aufhören der Ausfuhr, obwohl wir damit einen großen Teil unseres auswärtigen Handels verlieren würden. Dieser Verlust würde aber nach dem Kriege bei dem eben herrschen- den scharfen Wettkampf auf dem Weltmärkte schwerlich sobald wieder gutzumachen sein. Noch größer aber wäre das Verhängnis, das im Fall einer Blockade unsere Gewerbetätigkeit, Industrie und Landwirtschaft, ja unser gesamtes Volksleben treffen müßte. Das deutsche Volk war bis vor kurzem noch eine ackerbau- treibende Nation. Die Neuzeit hat darin eine Wendung gebracht. Deutschland entwickelt sich mit schnellen Schritten zum Industrie- staat wie England. Wir erzeugen gegenwärtig schon auf eigenem Boden kaum für drei Viertel unserer Bevölkerung genügende Nah- rungsmittel. Der fehlende Bedarf an Körnerfrüchten, Vieh, Fleisch,
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