1910 -
Zweibrücken
: Kranzbühler
- Autor: Salzgeber, Franz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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6. Vaterland, du heiliges — wohlauf im Morgenrot!
Für dein Banner gehen wir freudig in den Tod,
Wenn es allgemeinsam weht am Nordseestrand
Und von den Alpen flattert— Gott segne dich, du heil’ges Land!
Robert Hamerling.
162. Die Bodenschätze Deutschlands.
3u Deutschlands Bodenschätzen gehörten schon vor der Römerzeit Me-
talle, die von Kelten mit rohen, zuerst aus Stein gearbeiteten Werk-
zeugen in Gruben von beträchtlicher Tiefe gewonnen wurden. Die Kelten
bauten auch Steinsalz ab oder gewannen Salz aus Solen. Auf deutschem
Boden lagen auch die Bernsteinküsten, zusammen mit den Zinninseln
eins der großen Lockmittel des Verkehrs im Altertum, der wichtigste Ziel-
punkt kaufmännischer Unternehmungen jenseits des Mittelmeeres. Die
Wege führten über Weichsel und Oder nach der mittleren Donau, wohl
auch noch nach dem mittleren Rhein. Das Neißegebiet, das den kürzesten
Weg von Böhmen zur mittleren Oder bildet, hat sich durch seine reichen
Bernstein- und Bronzefunde als ein wichtiges Glied in diesem alten
Verkehr erwiesen. In Talhintergründen des Erzgebirges und Fichtel-
gebirges liegt von unbekannter Zeit her aufgeschüttetes Geröll an auf-
gestauten Seen und abgeleiteten Bächen, ein wirres, moränenartiges
Schuttland, heute von großen Fichten beschattet, die in tiefem Moose
stehen: Zinnwäschen unbekannten Ursprungs. Die in allen deutschen Ge-
birgen noch lebendigen Gnomen- und Venedigersagen sind sicherlich nicht
rein erdacht. Ob dieser alte Bergbau ganz erloschen war, als die Römer
ins Land kamen?
Der Bergbau blühte bei uns erstaunlich früh. Im Harz ist der
Silberbergbau schon im zehnten Jahrhundert rege gewesen und deutsche
Bergleute haben im frühen Mittelalter überall in Europa die Erzadern
erschlossen. Im heutigen Deutschland beschäftigt der Bergbau über 650 000
Arbeiter in 2200 Bergwerken und fördert Kohlen, Salze und Erze im
durchschnittlichen Wert von 1420 Millionen Reichsmark. Vier Fünftel
dieses Ertrages fällt den Kohlen und Braunkohlen zu, die für die alten
Bergleute wertlos waren. Die Kohle ist die Nährerin der großen Indu-
strie geworden, mit deren Blüte daher der Aufschwung des deutschen
Kohlenbergbaus eng verknüpft ist. Deutschland steht in Kohlen- und
Eisenerzeugung an der Spitze der festländischen Mächte Europas. Daß
seine Eisenerzförderung ungefähr doppelt so groß ist als die französische,
hat wesentlich dazu beigetragen, daß die französische Industrie von der
deutschen überholt wurde. An Blei, Kupfer und Zink ist Deutschland
reich. Aber der einst bedeutende Wert der edlen Metalle verschwindet
hinter dem, den heute für die Industrie die unedlen haben.
Steinsalzlager und Salzquellen sind in Deutschland reichlich vor-
standen und die Kalisalze von Staßfurt und Leopoldshall sind von großer
Bedeutung für unsere chemische Industrie und unseren Ackerbau geworden.
Die lithographischen Steine von Solnhofen gehen durch die ganze Welt.