1. Bd. 1
- S. 42
1909 -
München
: Seyfried
- Autor: ,
- Hrsg.: Warmuth, Oswald
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Arbeitsschule
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Kinder zu einem anständigen Betragen auf dem Friedhofe ermahnt
und ihnen das Schändliche eines Grabfrevels zum Bewußtsein gebracht.
Neue Wortformen, die der Anschauungsunterricht ergab, werden
im Nechtschreiben eingeübt, z. B. die Waise, das Waisenkind,
das Waisenhaus, vergleich: die weifen aus dem Morgenland. Nußer-
dem: das Denkmal, das Grab, das Grabdenkmal,' der Stein, der
Grabstein; der Friedhof, der Gottesacker,' der Schmuck, schmücken,' die
Zierde, zieren,' das Weihwasser, (Weihnachten). Kreuz, Kranz, Kru-
zifix,' Steinmetz, Meißel.
Zur Poesie hebt dann die Lesestunde empor. Der Lehrer
erzählt und läßt nachlesen aus dem Lesebuch der 2. Klasse das
Märchen von L. Bechstein: Das Tränenkrüglein. Dazu kann
er noch vorlesen:
Das Totenhemdchen.
Es hatte eine Mutter ein Büblein von sieben Fahren. Das war
so schön und lieblich, daß es niemand ansehen konnte ohne ihm gut zu
fein, und sie hatte es auch lieber als alles auf der Welt. Nun geschah
es, daß es plötzlich krank ward und der liebe Gott es zu sich nahm. Dar-
über konnte sich die Mutter nicht trösten und weinte Tag und Nacht.
Bald darauf aber, nachdem es begraben war, zeigte sich das
Kind nachts an den Plätzen, wo es sonst im Leben gesessen und gespielt
hatte, weinte die Mutter, so weinte es auch, und wenn der Morgen
kam, war es verschwunden.
Als aber die Mutter gar nicht aufhören wollte zu weinen, kam
es in einer Nacht mit seinem weißen Totenhemdchen, in welchem es