1887 -
Bamberg
: Buchner
- Autor: Heinisch, Georg Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Ii. Geschichte und Verfassungskunde.
1125—1137, woraus von 1138—1254 dürsten aus dem Hause der Hohen-
staufen die Königswürde bekleideten. Der gewaltigste hohenstaufische
Kaiser war Friedrich I.; der Ro tbart (Barbarossa) 1152—1190. Sechs-
mal zog er nach Italien, um dort die deutsche Oberhoheit zu sichern. Zu-
letzt unternahm er, schon ein Greis, 1189 noch einen Kreuzzug, auf wel-
chem er im Flusse Seleph (Kalykadnus) ertrank. (Sage vom Kyffhäuser).
§. 13. Den Zeitraum von 1096—1291 nennt man auch das Zeitalter
der Kreuzzüge. Zu diesen Zügen war dadurch Veranlassung gegeben,
dass die Wallfahrten der Christen nach dem Grabe des Erlösers durch
die seit 1078 in Palästina herrschenden seldschukischen Türken gestört
und namentlich die Pilger misshandelt wurden. Die Not der Glaubens-
genossen ging besonders dem Einsiedler Peter von Amiens zu Herzen.
Er forderte in Frankreich und Italien in feuriger Rede zur Befreiung
des heiligen Landes auf. Papst Urban H. hielt in dieser Sache
eine Kirchenversammlung zu Clermont. Es entstand eine allgemeine
Begeisterung. Tausende liessen sich als Erkennungszeichen ein rotes
Kreuz auf die rechte Schulter heften. Davon hiessen sie „Kreuzfahrer“
und ihre Züge „Kreuzzüge“. Im ganzen wurden sieben grosse Kreuz-
züge unternommen. Dieselben hatten übrigens wenig Erfolg. Denn es
gingen nach und nach alle anfänglich von den Christen eroberten Orte
wieder an die Türken verloren. Aber Handel, Künste und Wissenschaften
nahmen durch die Kreuzzüge einen unerwarteten Aufschwung. (Rittertum.)
§. 14. Nach dem Tode des letzten hohenstaufischen Kaisers Kon-
rad Iv. sank die alte Herrlichkeit des deutschen Reiches dahin. (Kon-
radin.) Es trat von 1254—1273 das Interregnum, nämlich jene Zeit
ein, in welcher Deutschland thatsächlich keinen König hatte. Die Un-
ordnung stieg auf das höchste. Recht und Rechtspflege waren in Verfall
geraten; statt der Gesetze entschied die Gewalt, die Faust. (Faustrecht).
Leben und Eigentum war von zahllosen Raubrittern bedroht. Es bildeten
sich damals eigentümliche Gerichte, die Femgerichte, welche manchem
Unrecht steuerten. Zum gegenseitigen Schutze traten mehr als 80 deutsche
Städte zu einem Bunde, der Hansa, zusammen.
§. 15. Im Jahre 1273 wählten die deutschen Fürsten den Grafen
Rudolf von Habsburg zum König. — „Geendigt nach langem, ver-
derblichen Streit war die kaiserlose, die schreckliche Zeit, und ein
Richter war wieder auf Erden“. (Schiller.) — Rudolf war ein frommer,
tapferer und volkstümlicher Herrscher, der es in wenigen Jahren dahin
brachte, dass wieder Recht und Gesetz herrschte. Als er 1291 starb,
trauerte das Volk um ihn, den „Wiederhersteller Deutschlands“. Ihm
folgten meist Kaiser aus dem habsburgischen Hause.
§.16. Von 1314—1347 regierte Ludwig der Bayer. (§. 60—63).—
„Seine ganze Regierung war ein Kampf, während er doch gemäss
seiner Charakteranlage und aus tiefstem Herzen den Frieden liebte. Die
erste Krone der Christenheit schmückte sein Haupt und doch musste er
von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag die Launenhaftigkeit des Glücks bitter
empfinden. An rücksichtsloser Energie und staatsmännischem Geschick
überragen ihn andere Kaiser, aber keiner hat so voll und ganz die