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1887 -
Bamberg
: Buchner
- Autor: Heinisch, Georg Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
72
Ii. Geschichte und Verfassungskunde.
§. 35. Napoleon eilte 1813 mit einem neuen Heere nach Deutsch-
land. Aber schon hatte sich Preussen mit Russland gegen ihn verbündet.
Auch Österreich, Bayern und Schweden schlossen sich dem Bündnis an.
Es begann der grosse Freiheitskrieg der Verbündeten gegen Napo-
leon. Er verlor mehrere Schlachten. Den schönsten Sieg aber errangen die
Verbündeten in der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Okt. 1813).
§. 36. Die Verbündeten verfolgten nun die Franzosen bis nach
Frankreich, zogen nach blutigen Kämpfen 1814 in Paris ein und zwangen
den Gewaltherrscher, seine Krone niederzulegen. (Zurückberufung der
Bourbonen. Ludwig Xviii., König von Frankreich).
§. 37. Die aliierten Fürsten versammelten sich in Wien, um über
die Ordnung der europäischen Angelegenheiten zu beraten. (Wiener
Kongress.) Da kehrte Napoleon plötzlich von Elba, das er als Fürsten-
tum erhalten hatte, nach Frankreich zurück. Mit erstaunlicher Schnellig-
keit hatte er eine grosse Armee aufgeboten. Er wurde aber bei Water-
loo von einem englisch-deutschen und preussischen Heere unter Wel-
lington und Blücher vollständig besiegt, und später von den Engländern
nach St. Helena gebracht, wo er nach langem Leiden (1821) starb. —
Das deutsche Reich wurde 1815 durch den deutschen Bund ersetzt.
Die Versammlung der Gesandten der deutschen Staaten in Frankfurt a M.
bildete den Bundestag. (1834 Gründung des Zollvereins; 1848 deutsches
Parlament).
§. 38. Die Wirksamkeit des Bundes wurde aber durch die Eifer-
sucht Österreichs und Preussens und durch ihr fortwährendes Streben
nach dem Vorrang, sowie durch den schleppenden Geschäftsgang des
Bundes gelähmt. Dazu kam später noch, dass zwischen den Bundesglie-
dern Streit über die Zukunft der von Österreich und Preussen im deutsch-
dänischen Kriege 1864 eroberten Herzogtümer Schleswig-Holstein ent-
standen war. Preussen wünschte diese innig mit sich zu verbinden, wäh-
rend Österreich diesem Bestreben entgegentrat.
§. 39. Dies war die Veranlassung zu einem blutigen Bundeskriege.
Zu Preussen hielt mit Ausnahme von Hannover und Sachsen der Norden;
zu Österreich standen hingegen die Südstaaten. Im Juni 1866 rückten
preussische Truppen in Sachsen ein und drangen nach mehreren blutigen
Gefechten in Böhmen vor. Am 3. Juli kam es auf dem rechten Elbufer
bei Königgrätz zu einer Hauptschlacht, in welcher die Österreicher
eine vollständige Niederlage erlitten. Die Preussen drangen bis in die
Nähe Wiens vor. In Nikolsburg (12 Meilen von Wien) wurde hierauf
Waffenstillstand geschlossen, welchem der Friede von Prag folgte. Öster-
reich erkannte im Friedensschlüsse die Auflösung des deutschen Bundes
an und gab seine Zustimmung zu einer Neugestaltung Deutschlands mit
Ausschluss Österreichs.
§. 40. Preussen erzielte aber nicht bloss gegen Österreich und Sachsen,
sondern auch auf dem westlichen Kriegsschauplatz gegen die sogenannte
Bundesarmee bedeutende Erfolge. Die Hannoveraner kapitulierten,
d. b. schlossen einen Notvergleich bei Langensalza und wurden ent-
waffnet in ihre Heimat entlassen. Die Preussen zogen hierauf weiter