1887 -
Bamberg
: Buchner
- Autor: Heinisch, Georg Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Ii. Geschichte und Verfassungskunde.
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Schichte Bayerns.
§. 49. Der bayerische Staat bildete sich während des Mittelalters
und in der neueren Zeit aus verschiedenen Landschaften. Seine
Hauptbestandteile sind Bayern, die Pfalz, Franken und
Schwaben. — Der älteste Teil, das zwischen Donau und Alpen
liegende Bayern, ward zur Zeit der Völkerwanderung durch Markomannen
und mehrere mit diesen verbündete gotische Stämme (Heruler, Rugier,
Schyren, Turcilinger) bevölkert. Diese Völkerschaften hiessen sich in
der Folge Bajuwarier oder Bayern und waren durch den Lech von
den Sueven, durch die Donau von den Hermunduren getrennt.
§. 50. Uber Bayern regierten seit 554 Herzoge aus dem Geschlechte
der Agilolfinger; doch war bereits der erste aus diesem edlen Hause,
Garibald I., von den Franken abhängig. Seine Nachfolger versuchten
zwar, das drückende Verhältnis wieder zu lösen; aber alle ihre Versuche
waren vergebens, und als sich Herzog Thassilo Ii. gegen Karl den
Grossen wiederholt auflehnte, ward er abgesetzt und in ein Kloster ver
wiesen 788. Damit endete die Herrschaft der Agilolfinger in Bayern
das nun eine fränkische Provinz wurde.
Während der Agilolfingerherrschaft war das Christentum durch
fränkische Glaubensboten in Bayern verbreitet worden, namentlich durch
St. Emmeram, Rupert und Korbinian.
§. 51. Unter Karl dem Grossen ward das Land zwischen Enns und
Raab als Ostmark zu Bayern geschlagen; Regensburg war der Sitz
mehrerer Karolinger nach Ludwig dem Frommen. Während der Re-
gierung des letzten deutschen Karolingers, Ludwig des Kindes, begannen
die Einfälle und Verheerungen der Ungarn in Bayern. Markgraf Luit-
pold der Schyre, der Stammvater des Wittelsbachischen Hauses, suchte
die Barbaren abzuwehren, unterlag aber gegen sie in einer grossen
Schlacht bei Pressburg 907.
§. 52. Nach dem Aussterben der Karolinger (911) waltete Ar-
nulf, der Sohn Luitpolds als Herzog in Bayern. Er rächte die Nie-
derlage seines Vaters durch einen Sieg über die Ungarn bei Otting
am Inn 913. Den deutschen König Konrad wollte Arnulf nicht aner-
kennen. Er musste deshalb aus Bayern fliehen; doch kehrte er bald
wieder zurück, und der König vermochte ihn nun nicht mehr zu ver-
treiben. Auch dem Nachfolger Konrads, König Heinrich dem Städte-
erbauer, trotzte er anfangs, verglich sich aber dann mit demselben zu
Regensburg; er huldigte dem Könige und erlangte hiefür wichtige
Rechte. Bei der Krönung Ottos I. verrichtete er die Dienste als Erz-
marschall. Er Starb 937. (§. 49-52 nach Fick.)