1910 -
Nürnberg
: Korn
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Am wichtigsten ist uns das Licht für den Gebrauch des
Auges, des edelsten und wertvollsten unserer Organe. Die ganze
Herrlichkeit der Natur ist ein mit sieben Siegeln verschlossenes
Buch für den Unglücklichen, dem das Augenlicht versagt ist, und
wäre es für uns alle und immer, wenn nicht die liebe Sonne
am frühen Morgen uns weckte mit ihrem milden Scheine. „Es
freue sich, wer da atmet im rosigen Licht."
Der Mensch war deshalb von alters her bemüht sich den
Genuß des Lichts in ausgedehntem Maße zu verschaffen. Wir
bauen unsere Wohnhäuser gegen die Lichtseite, versehen sie mit
großen Fenstern und beleuchten sie künstlich, wenn das natürliche
Licht mangelt. Man begreift es heute nicht mehr recht, wie
unsere Vorfahren in ihren dunklen, rauchigen Stuben mit den
kleinen Fenstern existieren konnten, und eine Wohnstube ohne
Fenster, wie z. B. vor der Erfindung des Fensterglases, kann
man sich gar nicht mehr denken. Die älteste Beleuchtungsart
mittels Kienspan oder Schleiße ist den verschiedenen Kerzen (Talg-,
Paraffin-, Stearinkerzen) gewichen; diese haben den Öl- und
Petroleumlampen oder dem Leuchtgase Platz gemacht, das wiederum
durch die Elektrizität verdrängt wird. Für unser Auge ist es
von der größten Wichtigkeit, daß wir unsere Arbeiten bei ent-
sprechender Beleuchtung vornehmen. Zu helle Beleuchtung blendet
das Auge und ist ebenso schädlich als zu geringe. Gegen erstere
(direktes Sonnenlicht) schützen wir uns durch Vorhänge, Fenster-
läden u. s. w.; dem Mangel an Licht helfen wir, wie bekannt,
durch Lampen und Lichter ab. Was wir als Schutz für unsere
Augen von diesen verlangen müssen, ist, daß sie hell und ruhig
brennen.
Kein Licht ohne Wärme! Wo die Sonne hinscheint, wo
ein Kerzen- oder Lampenlicht brennt, empfinden wir an unserer
Körperoberfläche, z. B. an der fühlenden Hand, Wärme. Die
Wärme stammt aber nicht nur von den Lichtquellen, deren
wichtigste die Sonne ist, sondern es gibt auch noch eine Menge
anderer Wärmequellen; zu diesen rechnet man Vorgänge in
der Natur, die man als chemische Prozesse bezeichnet, und
bei denen entweder Wärme frei oder gebunden wird. Einige
alltägliche Erscheinungen solcher Art sind: die Erhitzung
des Heues oder Grummets, die sich bekanntlich bis zur Selbst-
entzündung steigern kann, die Wärmeentwicklung beim Löschen
des Kalks und das Erwärmen der Flüssigkeiten beim Gären
(z. B. des Mostes).
Der bekannteste und für uns wichtigste Prozeß ist aber die
Verbrennung, weil wir diese zur Erwärmung der uns um-
gebenden Luft benutzen. Wenn auch der Mensch bei den ver-