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1. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 61

1910 - Nürnberg : Korn
61 Und woher kamen und kommen noch alle diese Fortschritte? Wahrscheinlich nicht aus der Unwissenheit, Gedankenlosigkeit und dem zähen Hangen am alten Brauch, sondern aus dem Nach- denken,'Überlegen und Berechnen. Zu Großvaters Zeiten mochte der Bauer sein Auskommen finden ohne viel Rechnens. Die Landwirtschaft stand im allgemeinen auf einer niedrigen Stufe; die Güter waren wohlfeil, die Pachtgelder und Zinsen leicht zu erschwingen, die Taglöhne, die Preise der meisten Lebensbedürf- nisse niedrig. Das alles ist anders geworden. Die Bodenpreise, Taglöhne rc. stehen heute zwei- bis dreimal so hoch als früher. Daraus folgt, daß auch ein viel höherer Nutzen dem Boden ab- gewonnen werden muß, wenn der Landmann sein Auskommen finden soll. Um möglichst große und wertvolle Ernten zu er- zielen, dazu ist viel Nachdenken, Beobachten und Nachrechnen nötig. So muß der rechte Bauer vor allem seinen Boden nach Bestandteilen und Zusammensetzung genau kennen um diejenigen Pflanzungen ermitteln zu können, welche auf demselben am reich- lichsten gedeihen. Hiernach bestimmt sich auch die Art der Frucht- folge und deren Bestellung, die Art der Bodenbearbeitung, der Düngung und der Bodenverbesserung. Jede Gegend hat hierin ihre besonderen Eigentümlichkeiten, welche gekannt sein müssen. 'Der rechte Bauer weiß, daß das Gedeihen und Empor- kommen der ganzen Wirtschaft wesentlich darauf beruht, daß möglichst viel Futter für das Vieh erzeugt wird. Viel Futter bringt viel Dünger und der Dünger ist die Macht des ganzen Betriebes. Der gute alte Schlendrian begnügt sich noch immer mit dem kargen Futter geringer Wiesen, mit mageren Weiden und der Brache. Der denkende Bauer aber rechnet aus, daß er auf einem Acker, den er mit Klee, Runkelrüben und Futtermais bestellt, mehr Heuwert gewinnt als auf einem gleich großen Stück Wiesboden, und daß er also im Verhältnis mehr Vieh zu er- halten vermag und mehr Dünger gewinnen und verwenden kann. Er rechnet, das ist der Prüfstein des verständigen Landwirts. Ohne Rechnen, Messen und Wägen ist keine genaue Beobachtung, kein klarer Einblick in den Stand und Gang der eigenen Wirt- schaft möglich. Fängt er aber an zu rechnen, so wird er auch bald anfangen sich die Fortschritte der neueren Zeit in der Land- wirtschaft zunutze zu machen. Rechnet der Bauer aus, daß ihm ein verbesserter Pflug bei schöner Arbeit so und so viel an Zeit und an Zugkraft erspart, so wird er bei aller Sparsamkeit finden, daß die größere Ausgabe gewagt werden darf, weil sie sich bald wieder einbringt. Er wird finden, daß die Kosten für verbesserte Dungstätten, für Ankauf von Gips und Knochenmehl, für Drainierung der Felder, für Vertiefung der Ackerkrume, für
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