1910 -
Nürnberg
: Korn
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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aussieht, daß Mond und Sonne beim Auf- und Niedergänge
eine ungewöhnliche Größe oder auch wohl einen Hof haben;
daher können diese Erscheinungen im allgemeinen als Vorboten
nassen Wetters angesehen werden.
Bisweilen empsindet man die Lwnnenwärme stärker, als
man nach dem Grade des Thermometers dieselbe empfinden sollte;
es „sticht" die Sonne. Man schwitzt an solchen Tagen auch im
Schatten, selbst wenn man sich nicht sehr anstrengt; der Körper
ist schlaff, die Luft drückend. Diese Erscheinungen rühren jeden-
falls von einer starken Elektrizität des Bodens und der Luft her
und der Schluß, daß ein Gewitter bevorsteht, wird selten trügen.
Kühlt sich die Luft nach dem Gewitter nur wenig ab, so entsteht bald
ein zweites und drittes, und wenn eine starke Abkühlung der
Luft durch das Gewitter bewirkt worden ist, so folgt auf dasselbe
oft ein mehrere Tage anhaltendes Regenwetter.
Weht gegen Johanni ein anhaltender Süd- und Südwest-
wind, so regnet es oft längere Zeit; denn in dieser Zeit ist an
der Grenze unserer gemäßigten Zone die Regenzeit der heißen
Zone und der alsdann sehr warme und feuchte, von dorther zu
uns kommende Wind setzt bei seinem Fortgange in kalten Gegenden
viel Wasserdampf durch Nebel und Wolken ab.
Da die Mücken immer die wärmste Luft suchen, so halten
sie sich, wenn die Luft feucht ist, in der untersten Luftschicht am
meisten auf, und weil die Schwalben da herumfliegen, wo sie die
meisten Mücken finden, so schwingen sie sich bei feuchter, warmer
Luft ganz nahe über der Erde hin. Aus demselben Grunde
springen alsdann in Gewässern die Fische öfters empor um eine
nahe über dem Wasser schwebende Mücke zu erschnappen. Auch
aus diesen Erscheinungen kann man auf Regen schließen.
Das Aufsteigen des Morgennebels deutet auf Übersättigung
der Luft mit Wasserdampf, folglich auf trübes Wetter, dagegen
das Niederfallen des Morgennebels auf einen heiteren Tag.
Die sichersten Wetterregeln ergeben sich indes aus der
Beobachtung des Windes und des Luftdruckes. Es würde nicht
schwer sein die Beschaffenheit des Wetters vorauszusagen, wenn
man immer genau wüßte, was für ein Wind in einer gewissen
Zeit wehte. Diese Kenntnis zu erlangen, ist jetzt durch die
meteorologischen Stationen möglich geworden, welche sich in ver-
schiedenen Ländern befinden und durch den Telegraphen über die
Windströmung, den Feuchtigkeitsgehalt, den Druck und die Wärme
der Luft sich -gegenseitig Mitteilung machen.
Unter den Instrumenten, mit deren Hilfe man einen Schluß
auf das bevorstehende Wetter machen zu können glaubt, ist das
Barometer am bekanntesten. Aber auch das beste Barometer