1910 -
Nürnberg
: Korn
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Lehrjahre sind keine Lerrenjahre. — Su früh aus der Lehr', erseht sich
schwer. — Ghnc Lleiß kein preis. — wer Lreunde sucht, ist sie zu finden
wert; wer keinen hat, hat keinen noch begehrt- — Gesell dich einem
Bessern zu, daß mit ihm deine bessern Kräfte ringen; wer selbst nicht
weiter ist als du, der kann dich auch nicht weiter bringen. — Erst be-
sinn's, dann beginn's; machst du's gut. so hast du's gut. — Srüh übt
sich, was ein Meister werden will. — Das Merk lobt den Meister. —
was du gründlich verstehst, das mache! Mas du gründlich erfuhrst, das
sprich! Bist du Meister im eignen Lache, schmäht kein Schweigen
im fremden dich. Das Reden von allem magst du gönnen denen, die
selbst nichts machen können.
69. Übung macht den Meister
<¿5 ist noch kein Meister vom Bimmel gefallen, ist auch
noch kein Meister geboren worden, sondern die Meisterschaft
kommt allemal nach und nach, leise und langsam, nicht von
selbst, sondern durch Übung. N)er noch so viel Gaben und
Anlagen besitzt und bildet sie nicht aus, sondern legt sich auf
die Bärenhaut, der kann wohl ein ausgezeichneter — Nichtsnutz
werden, aber ein Meister nimmermehr. Missen, Mimen und
Mollen, das ist's, was einer besitzen muß, um in einem Hache
Meister zu werden, vor allem aber das Mollen. Denn wer
nicht will, der lernt nichts. der weiß nichts, der kann nichts, —
wird kein Meister, sondern bleibt ewig ein fauler Gesell oder
ein dummer Dunge.
Jit. Cnslin.
70 Was aus einem braven Handwerker werden kann.
In dem Dorfe Kippenheim bei Lahr lebten in den
sechziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts ein Paar
Eheleute, schlichte und rechtliche Leute, die das Wort des
Herrn im Herzen trugen: »Wandle vor mir und sei fromm!«
Sie hatten ein Söhnlein, feingliederig und zart, und alle
Welt sagte: »Der kann nur ein Schneider werden; denn
der liebe Gott hat ihm das Schneidersiegel aufgedrückt, t
Das wurde den guten Eheleuten, die Stulz hießen, so oft
gesagt, daß sie glaubten, ihr Jörgei müsse ein Schneider
werden. Sie waren arm, konnten aber doch so viel davon-
bringen, daß sie das Lehrgeld erschwangen, und Jörgei
wurde ein Schneider. Andere Leute meinten aber wieder,
es sei doch schade um den guten Kopf des Jungen, der
wohl zu mehr tauge als zum Schneider.
Lehr- und Lesebuch für Fortbildung?- und Sonntagsschulen. 7