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1. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 175

1910 - Nürnberg : Korn
1 (b „Nagerlstöcke“i dahinter, an der Wand, hängen drei von un- zähligen Kugeln durchschossene Scheiben mit längst erbleichter Farbe. Durch die offenen Fenster des Hauses hört man den hellen, wehmütigen Ton der Zither; man sieht die Burschen mit Feder und Blumen auf dem Hute, mit stampfenden Füßen und schnalzenden Händen und Zungen die lachenden Mädchen in ihrem heiteren Feiertagsgewand umtanzen. Dazwischen hört man eine kräftige Stimme in fröhlicher Weise singen. So wird ge- tanzt und gesungen, getrunken und gekegelt. Die Musik wird lauter und wilder; — da erschallt plötzlich das Glöckchen in der kleinen Wiesenkapelle, es läutet zum Ave Maria; jetzt wird auf einmal alles stille, die Musik schweigt, die Kegel ruhen; ■Tänzer, Sänger, Trinker und Spieler und Schützen, alle ent- blößen ihr Haupt und beten bei dem einsamen, tönenden Klang der Glocke den Englischen Gruß. Verlassen wir den friedlichen Hof des Bauern; wandern wir aus dem stillen Wiesentale des Niederlandes den Bergen zu; folgen wir den Alpenwassern, die raschen Sprunges, gleich den tanzenden Burschen, die Hochebene durcheilen, zu den Bergen des Hochlandes, Hier, in dem Gebiete schäumender Wasserfälle und rauschen- der Wildbäche, wird edles luftiger, großartiger, kühner; steile Berghänge und tief verborgene Felsentäler und finstere Schluchten finden wir hier, wo die mächtigen, von Alter und Wind zusammengebrochenen Tannen zu Hunderten, ja zu Tausenden, mit fußhohem Moose überdeckt, dahinmoclern und den jungen Nachwuchs aus ihren Leichen aufwachsen lassen. In dieser wunderreichen Alpenwelt tönt das jodelnde Lied jauchzender Lust durchdringender und heller; allem auch die düstere, in der Einsamkeit brütende, wehmutsvolle Sehnsucht singt ihre Klagen in herzdurchschneidenden Tönen. Da steigt der Hirt sicheren Fußes die höchste Felsenwand hinan, eine Blume, den Preis seiner Kühnheit, zu pflücken; er steckt sie auf den Hut, und diesen auf der schwindelnden Felsen- spitze schwenkend, singt er: Auf einer anderen Höhe aber, weit von ihm, wo seine Lust nicht hindringt, sitzt vielleicht in der totenstillen Einsamkeit nackter Felsen, wo keine Blumen blühen, eine Sennerin, die in „wo’s Edelweiß blüht an der‘Felsenwand.“ ,,’n Himmi sei Blau is a’ gar schön’s G’schau und voraus g’fallt m’a halt, daß er boarisch is g’malt.“
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