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1. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 177

1910 - Nürnberg : Korn
177 Sammelbecken teils durch Maschinenkraft teils durch eigenes Gefall in die vier Sudhäuser Reichenhalls, der Rest nach Traun- stein und Rosenheim geleitet. In den Sudhäusern vollzieht sich die Gewinnung des Kochsalzes. Die minder ergiebigen Salzquellen hat man zu Kur-Zwecken nach dem Gradierwerk geleitet, wo sie an den Dornen zerstäuben und abtropfen. Reichenhall liefert jährlich 200000 Zentner Salz. Dieser Gewinn kommt dem bayerischen Staate zugute. Wegen seiner herrlichen Lage und der reinen Luft sowie wegen des Solbades wird Reichenhall von vielen Sommerfrischlern und Kranken besucht. Nach dem großen Brande im Jahre 1834 wurde es völlig neu aufgebaut. Es besitzt eine sehr gut wiederhergestellte romanische Kirche mit prächtigen Fresken. Auch das uralte Gotteshaus des einstigen Angustinerklosters und die neuerbaute protestantische Kirche sind sehenswert. Brennpunkt für die Fremden ist natürlich der schöne, doch einfach angelegte Kurgarten mit dem Gradierwerk. Überreich ist die Fülle der Ausflugsziele für den, der Reichenhall zum Sommeraufenthalt erwählt hat. Besonders lohnend sind die Wanderungen zu höheren Almhütten. Die Pfade winden sich zwischen Felsmauern hindurch; Wasserfälle rauschen; dicht bedeckt sind da und dort die Wände mit Alpen- veilchen, Alpenrosen, Enzian und anderen würzigen, bunten Blütenpflanzen. Eine zierliche Hütte grüßt von einem Vorsprung den Wanderer. Vor der Tür blinken sauber gescheuerte Kessel und Melkgefäße. Bald hören die Hütten auf. Wilder wird es auf den Höhen, fast undurchdringlich scheint der an schroffen und steil niederstürzenden Geröllwünden sich anklammernde Wald zu sein. Da gibt es kein Roden noch Aufforsten. Was der Sturm herauswühlt und das Alter knickt, das stürzt krachend nieder, im Falle eine Reihe Nachbarstämme mit niederreißend. Büsche, die dem Wild gesicherten Unterschlupf gewähren, schießen zwischen den gefüllten Tannenriesen empor. — Höher und höher führt der steile Pfad. Wo eine Lichtung sich zeigt, erschließt sich dem bewundernden Auge eine Landschaft, die immer mehr an Aus- dehnung und Großartigkeit gewinnt. Schon tauchen fernere Berg- ketten auf; es schimmert zwischen ihnen glänzendweiß; die ersten Gletscher der Alpenwelt zeigen sich dem Blicke. Doch schon nimmt der Tannenwald uns wieder auf. Auf den bemoosten Steinen am Wege sonnen sich grünschillernde Eidechsen; das heimliche Nieder- rauschen eines unsichtbaren Wildwassers dringt ans Ohr: ein Raub- vogel steigt aus dem Geäst einer breitwipfeligen Kiefer auf und streicht mit scharfem Aufschrei über das Tal hin, aus dessen Tiefe jetzt die Dächer von Reichenhall herausschimmern, einem Städtchen, wie aus einer Spielschachtel auf einen grünen Teppich hingestellt. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen. 16. Aufl. 12
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