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1. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 184

1910 - Nürnberg : Korn
184 Längs der Elbe strecken sich die hohen Deiche hin; auf ihren rasenbedeckten, grasreichen Kämmen weiden Pferde und Rinder von jener trefflichen, weltberühmten Marschzucht. Zu unserem Ohr dringt das Rauschen des Elbstromes; in der Nähe seines Ufers schaukeln sich kleine Fischerbote und stromauf- und abwärts segeln die Kauffahrteifahrer aller Nationen und fahren kleinere oder größere Dampfschiffe. Dies beobachten wir zur Linken des Deiches; wenden wir aber nun unseren Blick nach rechts! Soweit das Auge reicht, eine weite, grüne Ebene, von Wassergräben durchschnitten, besetzt mit kleinen Gruppen von Buschwerk und Laubbänmen und zerstreut voneinander liegenden Bauernhöfen, die mit ihrem roten, blauen, gelben Anstrich freundlich durch das Grün der Büsche und Bäume uns entgegenglänzen. Dort unten auf einer kleinen, durch Menschenhände aufgeführten An- höhe drehen sich die mächtigen Flügel einer großen, buntbemalten Windmühle und verscheuchen durch ihr Brausen und Sausen eine Lckorchfamilie, welche in dem nachbarlichen Sumpfe der Froschjagd nachgeht. Stiere, Kühe, Ziegen und Kälber grasen auf den weiten Wiesen; da drüben ans jenem mit lebendiger Hecke eingefaßten Weideplatz tummeln sich Hengste und Stuten mit ihren Füllen. Zwischen dem Grün der Wiesen ziehen sich breite Saatfelder mit Korn und schwerem Weizen. Das Erdreich ist sett-tiefschwarz, da es vielleicht erst vor ein paar Jahrhunderten dem Elbstrome abgerungen und urbar gemacht wurde. Weiter hinten fließt der Rhin, ein kleiner, tiefer Fluß, zwischen hellem Buschwerk und kleinen Laubhölzern dahin. Flache Boote mit holsteinischen Bauernmädchen in dem breitkrempigen Strohhut, dem schwarzen Spenzer und den weitfaltigen, kurzen, weißen Hemd- ärmeln fahren hinab nach Glückstadt und bringen Eier, Butter, Milch, Gemüse und Obst auf den Markt. Das Eigentümliche der Marsch liegt vor allem mit in dem schweren, fetten Erdreich, aus dessen Beschaffenheit wieder eine Menge anderer Eigentümlichkeiten hervorgehen. L>o findet man, was weder in der Geest*) noch in der Heide in so ausgedehnter Weise der Fall ist, in der Marsch lauter einzelne Bauernhöfe, keine dicht zusammenliegenden Dörfer. Um den Bauernhof liegen die Saatgrundstücke und etwas weiter die Wiesen. Feldgrnnd- stücke, die, wie in anderen Gegenden, oft weit von dem Bauern- höfe entfernt sind, kann es schon deshalb nicht geben, weil das schwere Erdreich, der fette Boden ein weites Fahren zu einer- höchst mühseligen, fast unmöglichen Arbeit machen würde, zumal bei regnerischer Witterung. *) Die neben der Marsch vorkommenden unfruchtbaren Sandstrecken.
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