1910 -
Nürnberg
: Korn
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
190
fein sollen. Der große Hünenring ist größtenteils schon zerfallen.
Der kleinere zeigt noch jetzt einen mit zwei Eingängen versehenen,
säst 4 m hohen Steinwall von ungefähr 450 Schritten Umfang
und von einem Graben umzogen, der etwas über 1 m tief ist.
Unterhalb der Grotenburg verläßt man die Landstraße und
schlägt den neuen, aussichtsreichen Kaiserweg ein, der uns hinaus
zu dem gewaltigen Hermannsdenkmal führt, der Schöpfung des
Meisters Ernst von Bändel. Aus einem tempelartigen, steinernen
Unterbau ruht ein 1*/« m hoher Sockel, aus dem sich die in
Kupfer getriebene und inwendig durch ein schmiedeeisernes Gestell
gestützte edle Heldengestalt des Cheruskerfürsten erhebt. Dieselbe
ist bis zur Helmspitze 16 m, bis zur emporgestreckten Schwert-
spitze 24 m hoch. Das ganze Denkmal hat eine Höhe von
51 in. Seine Herstellungskosten betrugen ungefähr 270000 Mark.
Sie verschlangen das Gesamtvermögen des hochherzigen, für sein
Werk begeisterten Künstlers und machten noch Sammlungen in
deutschen Landen nötig. Ein Reichszuschuß ermöglichte schließlich
die gänzliche Vollendung.
Die Entstehungsgeschichte dieses herrlichen Denkmals ist
eigener Art. Wir verdanken es einer Ohrfeige, welche Bändel
(geboren den 17. Mai 1800 in Ansbach) 1806 als kleiner Knabe
empfing, weil er beim Einzuge deutsch-französischer Söldner in
seine Heimatstadt einige laute Bemerkungen des Abscheues auf
offener Straße nicht zu unterdrücken vermochte. Diese von einem
Söldner ihm öffentlich verabfolgte Ohrfeige brannte dem Kleinen
nicht nur auf dem Backen sondern entzündete auch bereits in
dem jugendlichen Herzen einen tiefen Haß gegen die Unterdrücker
deutscher Selbständigkeit und Nationalehre. So regte sich in ihm
schon frühzeitig erst still, dann immer lauter der Wunsch einst
einen deutschen Helden durch ein Denkmal zu verherrlichen. Nach
vollendeten Studien bereiste Bändel 1838 zum ersten Male den
Teutoburger Wald. Alle Höhen rings um das Schlachtfeld
bestieg er, prüfend, welche Höhe sich am besten zur Aufstellung
seines geplanten'denkmals eignen könnte, dessen erster Entwurf
schon im Jnhre 1819 entstanden war. Der zweite Entwurf,
welcher später zur Ausführung gelangte, war von Bändel kurz
vor seiner Reise nach dem Teutoburger Wald in Berlin an-
gefertigt worden. Endlich entschied er sich für die Grotenburg,
wo er, gleich einem Eroberer, der ein neuentdecktes Land feierlich
in Besitz nimmt, eine Fahne aufpflanzte und den künftigen Bau-
platz mit einem Kranz von Steinen belegte. Innerhalb dieses
Platzes sollte sich später das Erzbild des Cheruskerfürsten
Hermann erheben. „So stehe Hermann," sagt Bändel selbst,
„in jugendlicher Frische, im Siegesbewußtsein, das freie Schwert