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1910 -
Nürnberg
: Korn
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
203
é
133. Maximilian Ii. (1848—1864).
Er bestieg in einer verhängnisvollen Zeit den Thron. Das
Volk war mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden und
forderte Preßfreiheit, Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Rechts-
pflege, ein neues Gesetz bezüglich der Wahl der Landtagsabgeord-
neten und für Deutschland eine neue staatliche Ordnung. Am
18. Mal 1848 wurde die deutsche verfassungsgebende National-
versammlung zu Frankfurt am Main eröffnet. Sie arbeitete
eine Reichsverfassung aus und ernannte den Erzherzog Johann
von Österreich zum Reichsverweser. Im folgenden Jahre erwählte
die Versammlung den König Wilhelm Iv. von Preußen zum
erblichen Kaiser; aber er lehnte diese Würde ab.
Durch Erfüllung vieler Wünsche seines Volkes erwarb sich
Maximilian die Liebe desselben, und als es eine Meinungs-
verschiedenheit zwischen den Ministern und den Landtagsabgeord-
neten über die Auslegung der Verfassung gab, beendete er den
Streit durch die Worte: „Ich will Frieden haben mit meinem
Volke." Seine landesväterliche Fürsorge erstreckte sich auch aus
die äußere Wohlfahrt des Landes. Für die-^Landwibtschaft ward
manche wohltätige Verordnung erlassen; das Gesetz über Aushebung
und Ablösung der Grundlasten befreite von vielen Abgaben und
Leistungen, zu welchen der Besitz von Grund und Boden
verpflichtete, z. B. von den Zehnten, der Gült, der Hand- und
Spannfron, dem Handlohn usw. Vollzugsvorschriften zum Ge-
werbegesetz suchten die Entwicklung der Industrie zu fördern und
den Übergang zur Gewerbefreiheit zu erleichtern. Arme und
Notleidende werden noch heute von dem durch ihn gestifteten
„Johannisverein" unterstützt. Weil er ein Freund der Wissen-
schaften war, berief er ausgezeichnete Gelehrte an die Hochschulen
Bayerns. Er ließ Erzeugnisse des Kunstfleißes ans früheren
Jahrhunderten sammeln und in dem von ihm erbauten National-
museum zu München aufstellen.
Aber nicht bloß das Wohl Bayerns, auch das Wohl
Deutschlands lag ihm am Herzen. Er bekundete dies durch die
Teilnahme an dem Geschick der Herzogtümer Schleswig-Holstein,
welche sich aus der drückenden dänischen Herrschaft befreien
wollten. Als diese Angelegenheit ganz Deutschland in Aufregung
versetzte, machte der Tod dem Leben des geliebten Königs
unerwartet ein Ende (am 11. März 1864). Seine Regierung
war für Bayern eine Zeit des Glückes; darum bewahrt ihm
sein Volk ein dankbares, gesegnetes Andenken.