1903 -
Dresden
: Schultze
- Autor: Mehner, Max
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Methodik der einzelnen Unterrichtsfächer.
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3. Man kann Tiere entweder nur zu einem Gebrauchs-
zwecke züchten, oder zu verschiedenen Gebrauchszwecken.
Im ersteren Falle kann das höchste Maß der Leistungsfähigkeit
für den einen Zweck erreicht werden (Rennpferde), im letzteren
Falle kann die Zucht wirtschaftlich rentabler sein (Schaf als Er-
zeuger von wolle und Fleisch, wenn die wolle niedrig im
Preise ist).
ch Die Tierzucht erreicht ihren Zweck infolge der Ver-
erbung, d. i. diejenige Eigenschaft der Tiere, nach welcher
gewisse Körperformen und Anlagen des Vater- und Muttertieres
auf die Nachkommenschaft übergehen.
5. Die Zuchttiere sind deshalb sorgfältig auszuwählen, sie
müssen alle die Eigenschaften in möglichst hohem Maße haben,
die durch die Zucht erhalten oder erhöht werden sollen (die be-
treffenden Points, das sind diejenigen Körperteile, welche für die
Beurteilung der Brauchbarkeit für die heimische Zucht maßgebend
sind, müssen an dieser Stelle besprochen werden).
6. Bei der Auswahl der Zuchttiere ist ferner zu sehen
u) auf ihre Feinheit (zarter Knochenbau, dünne, weiche bsaut,
spärliche Behaarung, kleiner Kopf, kurze Glieder), besonders,
wenn man Milch- und Fleischvieh züchtet;
b) auf ihre Abstammung (edle Rasse);
c) auf ihre Frühreife (Parallelogrammform), die dadurch
erzeugt wird, daß nicht nur das Muttertier aufs reichlichste
und beste ernährt, sondern auch das Junge, sobald es selb-
ständig frißt, in gleicher Weise gefüttert wird;
6) auf ihre Futterverwertung, das ist die Eigenschaft des
Tieres, das Futter, das es erhält, wirtschaftlich nutzbar zu
machen (das Tier darf das Futter nicht bloß zu seiner Er-
haltung verwenden, sondern auch zur Erzeugung von Fleisch,
Fett, Milch u. s. w.). Gute Futterverwerter sind jedoch nur
dann empfehlenswert, wenn man bei der Ernährung der
Tiere nicht zum großen Teile auf Futter angewiesen ist, das
nur geringen Nährwert besitzt (Stroh).
7. Die Aufgabe der Tierzucht wird erreicht
a) durch Reinzucht (männliches und weibliches Tier von der-
selben Rasse);
t>) durch Kreuzung (beide Tiere von verschiedenen Rassen);