1907 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Dahmen, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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A. Die zweite Hlfte des 17. Jahrhunderts.
Not der Armen. Da griff ein neuer Feind die heldenmtigen Wiener an. Ansteckende Krankheiten tteten mehr als die Waffen der Feinde. In der Stunde der hchsten Not erschien der Polenknig Johann Sobieski mit einem Entsatzheere. Ein furchtbarer Kampf entspann sich. Die Trken flohen. Unermeliche Beute fiel in die Hnde der Sieger. Es war ein groer Tag im Leben der europischen Völker, ein Sieg so groß wie der Sieg des Aetius der Attila, Karl Martells der die Araber, Ottos des Groen der die Ungarn. Das christliche Europa jauchzte auf vor Freude der diesen Erfolg. Nur Ludwig Xiv. von Frankreich grollte. Sein Plan war vereitelt. Er hatte im geheimen die Trken gegen Wien gehetzt in der Hoffnung, sie wrden siegen, und das von den Trken zertretene Deutschland wrde ihn dann als Retter in der Not anrufen und ihm die Kaiserkrone anbieten.
Prinz Eugen. Unter den Fremden von edlem Namen, die herbei-geeilt waren, ihren Arm der Sache des Kaisers und der Christenheit gegen die Trken zu leihen, befand sich auch ein neunzehnjhriger Jngling, klein und unansehnlich von Gestalt. Seine braune Hautfarbe erinnerte an italienische Abkunft, das lebhafte, feurige Auge lie auf tiefes geistiges Leben schlieen. Es war Prinz Eugen von Savoyen, bestimmt, spter als einer der grten Feldherren und edelsten Männer in der Geschichte zu glnzen, dem trkischen Reiche sowie Ludwig Xiv. die schwersten Schlge beizubringen und sterreich zu einer Gromacht zu erheben.
Geboren zu Paris als Sohn des Grafen von Soissons und der Italienerin Olympia Mancini, hatte Eugen schon in frher Jugend Neigung zum Soldatenstande gezeigt. Ludwig Xiv. aber schlug ihm die Bitte um Aufnahme in das Heer wegen seiner unansehnlichen Gestalt ab. Eugen verlie Frankreich und ging zum Kaiser nach Wien. Dort fand er die huldvollste Aufnahme. Er wurde der leitende Geist der folgenden Kmpfe der sterreicher gegen die Trken. Als das Jahrhundert zur Neige ging, hatten seine Siege bei Belgrad und bei Zenta an der Thei den sterreichischen Staat um ein Drittel seines Besitzstandes ver-mehrt. Siebenbrgen, einen Teil Slawoniens, Ungarn mit Ausnahme des Temesvarer Banats verlor die Trkei an sterreich, und vielleicht htte der siegreiche Feldherr die Trken aus Europa vertrieben, wenn nicht der eiferschtige Ludwig Xiv. durch seine Raubkriege den Kaiser gezwungen htte, seine Truppen auf zwei Kriegsschaupltze zu verteilen. Das neue Jahrhundert brachte dem ruhmreichen Feldherrn neue Lorbeeren im Kampfe gegen Frankreich. *) (Karte 10.)
2. Brandenburg. Der Groe Kurfürst Friedrich Wilhelm.
Whrend dieser Wirrnisse im Reiche regierte in Brandenburg Kur-frst Friedrich Wilhelm, den die Zeitgenossen bereits durch den Namen
*) Vgl. das Volkslied: Prinz Eugen, der edle Ritter.