1916 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Hrsg.: Amrhein, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
Ii. Praxis.
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diplomatischen Schwierigkeiten zu kämpfen, die ihm England in Kairo
und Konstantinopel in den Weg legte, als mit den technischen und kli-
matischen, und Palmerston spie Gift und Galle gegen das „Schwindel-
projekt", mit dem man den englischen Kapitalisten das Geld aus der
Tasche ziehen wolle. Als der für unmöglich erklärte Kanal doch zu-
stande kam und sich auch noch rentierte, ging England auch gleich daran,
die Herrschaft darüber an sich zu reißen. Disraeli, der das neue Zeit-
alter des Imperialismus eröffnete, ließ unter der Hand alle erreichbaren
Kanalaktien aufkaufen und benützte 1875 die Geldnot des verschwende-
rischen und ausgewucherten Khediven Ismail, des Hauptaktionärs, ihm
seine 177000 Aktien zu 500 Franken um 80 Millionen Mark abzunehmen.
England hat seitdem die Mehrheit der Aktien und setzt die Tarife fest;
die Aktien gelten heute das Zehnfache und werfen 33 Proz. Zinsen und
jährlich bei 27—35 Millionen Mark Ausgaben 90—95 Millionen Mark
Reingewinn ab. So hat England nicht nur politisch, sondern auch
geldlich ein glänzendes Geschäft gemacht.
Der wirtschaftliche Wert des Kanals ist ungeheuer. Trotz den hohen
Abgaben, die für Hin- und Rückfahrt bei großen Dampfern 200000 Mark
betragen, verkehrten jährlich 5000 bis 5500 Schiffe mit 20 Millionen
Tonnen, wovon auf England 60, auf Deutschland 17, auf Holland wegen
seiner Kolonien 6, auf Frankreich und Österreich-Ungarn je 4 Prozent
kommen. Der Weg ums Kap dient im großen ganze): nur noch den:
Verkehr mit dem südlichen Ostafrika und Teilen Australiens, sowie der Segel-
schiffahrt, für die die Kanalrinne und das windstille Rote Meer ohnehü:
ungünstig sind. Nach dem übrige): Afrika und Australien und namentlich
nach Indien und Ostasien dagegen ist die Zeitersparnis über Suez so
groß, daß eine Rückverweisung auf den Kapweg ein schwerer und vielleicht
der schwerste Schlag wäre, der England treffen könnte. Die Ersparnis
beträgt von London nach Bombay 43, nach Ceylon 38, nach Kalkutta
33 Prozent, d. h. 24 bezw. 19 Tage, nach Japan 22 Tage, von Triest
nach Bombay 60 Proz. oder 38 Tage. Eine Sperrw)g des Kanals hätte
also zunächst die Folge, daß die Schiffe statt 3 nur 2 oder statt 2 nur
1 Reise mache:: könnten, und das wäre jetzt viel empfü:dlicher als in
Friedenszeiten, weil es vorher schon an Laderaum mangelte und die
Einfuhr aus Asien und Australien soweit möglich die aus Rußla::d und
de:: Balkanländern ersetzen muß, solange der gräßliche Türke die Meer-
enge nicht geräumt hat. Da sich auch der Schiffbau dem Weg über
Suez angepaßt hat, könnte ein guter Teil der hier regelmäßig ver-
kehrenden Schiffe die Reife um Südafrika nicht einmal machen, da ihre
Kohlenräume nur für 10 Tage ausreichen, beim Kapweg aber die
Kohlenstationen oft doppelt so weit auseinanderliegen. Die Schiffe
müßten also de:: nutzbringenden Frachtraun: wegen des Kohlenbedarfs
verringern, und eine genügende Versorgung der Kohleustatione:: würde