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1. Bd. 3 - S. 141

1912 - München : Seyfried
— 141 — Line dreitägige Ferienwanderung rnit Schülern. von S■ Fikenscher in München. Neue pädagogische Ideen, die sich durchsetzen wollen, müssen ge- wissenhaft Bilanz ziehen und einen erklecklichen Gewinnüberschuß aufweisen, wenn sie Beachtung finden und ihre gefährlichsten feinde, die Gewohnheit und die Bequemlichkeit, überwinden sollen. Ls ist im Geschäftshaus Pädagogin aber leider nicht immer leicht, Zoll und haben gegeneinander abzugleichen, da es sich eben nicht um Mark und Pfennige handelt, ja meistens überhaupt nicht um Cs uun- ti täten. Ja, wenn wir in unserem Fall — Ferienwanderungen — mit einer ärztlichen Statistik aufwarten könnten, die Klipp und klar nachweist, daß der Zchüler bei einer xtägigen Wanderung durchschnittlich t) Kilogramm an Gewicht und z Zentimeter an Brustumfang zunimmt, das wäre ein Erfolg. Mir müssen aber in unsere Rechnung so unfaß- bare Dinge, wie z. B. moralische und intellektuelle Qualitäten einstellen und dafür haben viele nichts übrig. Nun wird z. Zt. freilich auch die erwähnte Gewichts- und Brust Umfangstabelle hergestellt und zwar in größerem Um- fange für alle Bchülergruppen, die in diesem Fahr auf Unregung der „Münchener Vereinigung zur Pflege der Leibesübungen unserer Fugend" wanderten. Überraschende Ergebnisse erwarte ich von dieser Erhebung nicht, hatte man da einen Dicksack dabei, der mehr an Fett verlor als er an festem Muskelfleisch zunahm, so verdirbt er einem die schönste Ztatistik; und ihm hat es doch gewiß erst recht gut getan. Uls eine Mastkur habe ich meine Wanderung überhaupt nicht betrachtet und es ist schon möglich, daß manch einer sich daheim an Mutters Kochtopf ent- schädigen mußte, da meine eigene Kochkunst vielleicht doch nicht ganz... aber nein, ich will mich nicht selbst beleidigen. Wurden etwa nicht alle Zuppentöpse mit Begeisterung leer gegessen, wenn es nach Vertilgung der Pflichtportion hieß: Freiwillige vor! hat nicht selbst jenes ver- wöhnte Muttersöhnchen, das zuerst die kalte Milch „nicht mochte" und die warme „nicht trinken konnte", zuletzt bei meinem Zchokolade- grieß sogar noch den Löffel abgeschleckt? Zur Zunahme am Brustumfang habe ich stärkeres vertrauen,' denn mehrtägiges Tragen des Rucksacks und das tiefe Minen beim Bergsteigen weitet die Brust, dazu tut noch ein übriges das frische Zingen, das bei dem lustigen Trupp nur selten ausgeht. Doch ich will die Zchätze heben, die nicht gewogen und gemessen werden können, die nur der mitfühlende Beobachter entdeckt. Arbeitsschule. 15
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