1835 -
Dresden [u.a.]
: Arnold
- Autor: Heusinger, Johann Heinrich Gottlieb
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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§. 4.
Auch lebten die Menschen schon in große Gesell-
schaften, und selbst in Völkerschaften oder Staaten,
vereiniget. Die erste Art dieser Gesellschaften scheint die
N omad en-Gesellscha ft oder die nomadische Le-
bensart gewesen zu seyn. Abraham selbst war ein sol-
cher Nomaden-Herr oder Patriarch. Er lebte in Sy-
rien, in der Gegend des Jordan.
Ein solcher Mann besaß sehr viele gezähmte Thiere,
Schafe, Rindvieh, Pferde, Kameele, und suchte sich
eine große, fruchtbare Gegend aus, in welcher er mit
denselben herumziehen konnte. Gewartet wurden die
Thiere theils von den Söhnen und Töchtern des Be-
sitzers, theils von anderen Leuten, welche sich deßwegen
in seine Dienste begaben, und mit ihren eigenen Kin-
dern, welche dieselben Geschäfte verrichteten, bei ihm
auch zeitlebens in Diensten blieben. Leicht konnte da-
her ein Nomade über Hunderte, über Tausende von
Leuten zu gebieten haben, die in diesem Manne ihren
Vater, ihren Versorger, ihren Herrn, ihren Gebieter,
man könnte sagen, ihren Regenten, ihren König, er-
blickten; denn in der That gebot er sogar über Leben
und Tod.
Eigentliche Wohnsitze, und also Dörfer oder gar Städ-
te waren indem Gebiete des Nomaden nicht anzutreffen;
denn man zog mit den Heerden hin und her. War
ein Theil des Landes, welches der Nomaden-Herr sich
zugeeignet hatte, abgehütct, so begab sich die ganze
Gesellschaft mit den Thieren in eine andere Abtheilung
desselben, und lebte nun hier. Theils schlug man da,
wo man lebte, Zelte auf, welche auseinandergenommen
und auf die Lastthiere geladen wurden, wenn man wei-
ter zog, theils lebte man bloß unter freiem Himmel,
weil jene herrlichen Länder dieses erlauben, theils hatte
man wohl auch Balken und Dreier so zugehauen, daß