1835 -
Dresden [u.a.]
: Arnold
- Autor: Heusinger, Johann Heinrich Gottlieb
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
fren Königreichs der damaligen Zeit wirkten in Vereinig-
ung mit einander auf das kräftigste für das Beßte der
Menschheit.
Warum ist doch der Feder des Geschichtschreibers
nicht vergönnt, zu berichten, daß diese gemeinschaftliche
Wirksamkeit eines mächtigen weltlichen mit dem geist-
lichen Oberhaupte auf die Völker, nicht Jahrhunderte
hindurch sich fortsetzte? Allein es änderte sich gar bald
nach Karls des Großen Tode Alles, was dieser außer-
ordentliche Mann eingerichtet hatte, und die Päpste
dachten bald nachher nicht mehr daran, mit dem Mo-
narchen in einem Vernehmen zu stehen, das für die
Völker vortheilhaft hätte werden können.
Das Frankenreich sah keinen Monarchen wieder,
wie Karl der Große gewesen war. Sein Sohn und
Nachfolger, Ludwig der Fromme, war ein schwacher
und unbedeutender Regent, und dessen Söhne theilten
sogar, kaum dreißig Jahre nach dem Tode des Groß-
vaters, i. I. 843 das Reich in drei Theile, und schwäch-
ten dadurch die Kraft der Regenten. Es entstand aus
dieser Theilung das gegenwärtige Frankreich, das ge-
genwärtige Deutschland größtentheils, und dann ein
Staat, der sich zwischen beiden von der Nordsee an
bis zu dem Po hinzog, das lotharische Reich ge-
nannt. Da aber auch dieses, nicht lange nach seiner
Entstehung, wieder getheilt wurde, so trennte sich Ober-
Italien ganz von der Gemeinschaft mit den Deutschen
oder Franken.
Die Päpste, ihrer Seits, bemerkten nicht so bald,
daß die von ihnen geübte Herrschaft über das Gewis-
sen und über die Vorstellungen der Völker, mächtiger
sey, als die Gewalt der Könige über Unterthanen, als
sie es darauf anlegten, in den Königen fortan auch
nur Christen, auch nur Männer erblicken zu wollen,
welche dem kirchlichen Oberhaupte gleich jedem anderen
Christen unterworfen seyen, und von ihnen mit geist-