1835 -
Dresden [u.a.]
: Arnold
- Autor: Heusinger, Johann Heinrich Gottlieb
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Deutschland.
Würtemberg, Baiern, Oesterreich heißen, kamen wirklich
in ihre Gewalt. Sie blieben es aber nicht so lange,
daß dadurch die Sprache der unterworfenen Völker durch
die römische hätte unterdrückt werden können. Viele
Städte südlich von der Donau wurden während dieser
Zeit von den Römern angelegt, unter ihnen Augsburg
und Wien.
Es kam sogar endlich dahin, daß die Völker des
eigentlichen Deutschlands das Gebiet der römischen Kai-
ser im Westen selbst eroberten und die noch gegenwärtig
bestehenden Staaten aus demselben machten. Diese
Begebenheit ist unter dem Namen der Völkerwanderung
bekannt. Von nun an wurde das Schicksal des gegen-
wärtigen Deutschlands durch die Franken, deren ur-
sprünglicher Wohnsitz die Gegend am Main und an
dem Mittelrhein war, bestimmt. Dieses Volk nahm
den Römern Gallien weg und errichtete das große und
mächtige Frankenreich, welches im achten Jahrhunderte
während der Regierung Karls des Großen in seiner
höchsten Blüthe stand, seinen größten Umfang hatte
und bestimmt schien, das herrschende Land in Europa
zu werden. Schon die Enkel Karls des Großen aber
zertheilten i. I. .843 das Frankenreich, und so ent-
stand Deutschland. Es wurde ein schwaches König-
reich, trotz dem daß es seit dem zehnten Jahrhunderte
sogar den prunkenden Namen führte: „das heilige
römische Reich deutscher Nation." Ein Name, der
von dem Umstande herrührt, daß seit dem Könige
Otto I. die deutschen Könige fortwährend auch römische
Kaiser waren und daß der Papst, d. h. der heilige
Vater in Nom, diese Kaiserwürde ertheilte.
Deutschland wurde nemlich eine Aristokratie, indem
die Könige der Deutschen immer nur gewählt wurden,
und keine ihrer Familien den hohen Adel, d. h. die her-
zoglichen und gräflichen Häuser und die Bischöfe mit
ihren großen Besitzungen, in das Verhältniß wirklicher
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