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1883 -
Regensburg
: Pustet
- Autor: Schätz, Joseph
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und vor diesen sprachen die Frei sch offen oder Richter das
Recht.
Der Beklagte wurde dreiinal vorgeladen, indem ihm ein
vermummter Schöppe nachts die Ladung an die Thür heftete
und einen Span aus der Thürpfoste schnitt. Erschien er und
wurde durch Zeugen und Eid überführt, so wurde er auf der
Stelle verurteilt und an den nächsten Baum geknüpft, oder auch
des Landes verwiesen, oder auch an Geld gestraft. Erschien er
nicht, so hatte er dadurch gleichsam seine Schuld bekannt und
wurde dann in feierlicher Sitzung in die heimliche Acht erklärt
und den Freischöppeu preisgegeben. Jeder von diesen hatte
dann die Pflicht, den Unglücklichen aufzuhenken. Wehrte er sich,
so stieß er ihn nieder und steckte sein Messer daneben, das an
dem Zeichen der Feme kenntlich war. Lange Zeit hatten diese
Gerichte allerdings manchen Bösewicht geschreckt; aber sie arte-
ten mehr und mehr aus, indem es der Schlechtigkeit leicht
wurde, die Unschuld zu verfolgen, oder sich den Besitz eines
andern anzueignen. Darum hob sie Kaiser Maximilian I. im
Jahre 1495 gänzlich auf.
15. Hludokf von Kaösvurg.
Vom Jahre 1254 bis zum Jahre 1273 hatte Deutschland
keinen allgemein anerkannten Kaiser; man nennt deshalb diese
Zeit das große Interregnum. Da es an einem Oberhaupte
fehlte, so suchten die kleinen Fürsten ihre Gebiete mehr und
mehr unabhängig zu machen und zu vergrößern. Dies führte
zu endlosen Fehden; das ganze Reich glich einem beständigen,
großen Schlachtfelde; Selbsthilfe galt für Recht. Da ver-
sammelten sich die deutschen Kurfürsten in Frankfurt, um ein
neues Oberhaupt zu wählen.
Den Bemühungen des Erzbischofs Werner von Mainz
und des Burggrafen Friedrich von Nürnberg gelang es, daß
Rudolf, Graf von Habsburg, einstimmig zum deutschen
Könige gewählt wurde. Ersterem gab einst Rudolf auf einer
Reise nach Rom zum Schutze gegen die Räuber das Geleite von
Straßburg über die Alpen und gewährte ihm auch auf der Rück-
kehr Sicherheit und freundliche Bewirtung; letzterer war sein
Neffe und inniger Freund. Rudolf lag gerade vor Basel,
weil in dieser Stadt einige seiner Ritter erschlagen worden waren,
als in der Nacht des 30. September 1273 der Burggraf her-
angeritteu kam, ihm die Nachricht von seiner Erwählung zu
bringen. Schnell verbreitete sich die Kunde im Lager und in