1883 -
Regensburg
: Pustet
- Autor: Schätz, Joseph
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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11. „So möge auch Gott der allmächtige Hort,
Der das Flehen der Schwachen erhöret, ,
Zu Ehren Euch bringen hier und dort,
So wie Ihr jetzt ihn geehret.
Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt
Durch ritterlich Walten im Schweizerland;
Euch blühen sechs liebliche Töchter.
So mögen sie, rief er begeistert aus,
Sechs Kronen Euch bringen in Euer Haus
Und glänzen die spät'sten Geschlechter!"
12. Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da,
- Als dacht' er vergangener Zeiten;
Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah,
Da begreift er der Worte Bedeuten.
Die Züge des Priesters erkennt er schnell,
Und verbirgt der Thränen stürzenden Quell
In des Mantels purpurnen Falten. —
Und alles blickte den Kaiser an
Und erkannte den Grafen, der das gethan,
Und verehrte das göttliche Walten.
Schiller.
17. Ludwig der Wayer.
„Zwei Enkel von Rudolf waren Friedrich der Schöne
von Österreich und Ludwig der Bayer, und weil die Mutter
Ludwigs nach Wien stüchten mußte, so wurden beide miteinander
erzogen, wie denn auch beide reich waren an herrlichen Gaben
und ritterlichem Sinn. Friedrich, stolz auf seine Macht, strebte
nach der deutschen Königskrone, und Ludwig versprach ihm nicht
hinderlich zu sein. Doch bald kam eine Botschaft, die trug —
Ludwig die Krone an. Versprach: „Was wollen die Fürsten
mit mir? Warum wählen sie nicht meinen Vetter Friedrich?
Ist dessen Macht nicht größer als die meine?" Seine Einwend-
ungen halfeit jedoch nichts; bei der Wahl in Frankfurt erhielt
Ludwig 5 und Friedrich 4 Stimmen. Beide ließen sich krönen,
und so hatte Deutschland wieder einmal zwei Gegenkaiser.
Sieben Jahre lang lagen sie gegen einander in Streit; da
bricht Friedrich 1322 mit einem zuchtlosen Heere in Bayern eiü
und lagert sich bei Mühldorf am Inn. Seinen Bruder, der
mit einem Heere in Schwaben lag, läßt er zu eiligem Zuzug ent-
bieten. Doch der durstige Bote wird im Kloster Fürstenfeld \°