1883 -
Regensburg
: Pustet
- Autor: Schätz, Joseph
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Prinz Engeu „der edle Ritter," der bereits im Türkenkriege
sich hohen Ruhm erworben hatte. Er bahnte sich einen Weg
über die Alpen, schlug die Franzosen aus Italien hinaus und
siegte dann in Verbindung mit dem großen englischen Feld-
herrn Marlborugh (Malboro) in der Schlacht bei Höch-
städt über die Bayern und Franzosen 1704. Die Nieder-
lage war so entscheidend, daß Max Emannel sich genötigt sah,
mit den Trümmern seiner Armee über den Rhein zu fliehen.
Nach noch drei großen Siegen dieser beiden Feldherrn in Ober-
italien, Belgien und Nordfränkreich war Lndwigs Macht völlig
vernichtet, und er erbot sich schon, alles Geraubte zurückzuer-
statten, als plötzlich der H e r z o g -v o u M a r l b o r u g h bei seiner
Königin in Ungnade fiel und abberufen wurde. Leopolds
Nachfolger, der Kaiser Joseph I. starb, und sein Bruder Karl Vi.
wurde inzwischen Kaiser in Deutschland. Holland trat nun
auch vom Kriege zurück. Im Frieden von Utrecht 1713 und
Rastatt 1714 erhielt Ludwigs Enkel die spanische Krone; da-
für sielen die Niederlande (Belgien), Mailand, Neapel und
Sicilien an Österreich. — Für Bayern hatte dieser Krieg sehr
schlimme Folgen. Gleich nach der Schlacht bei Höchstädt mußte
Max Emanuel fliehen, und Bayern war nun wehrlos den
Siegern preisgegeben, die mit fürchterlicher Härte in demselben
zu schalten begannen. Unerschwingliche Lasten wurden den
Unterthanen aufgelegt. Bürger und Bauer verarmten. Der
Druck stieg, als Joseph I. seinem Vater in der Kaiserwürde
folgte. Da erhob sich das Volk und kämpfte für -seinen Kur-
fürsten; allein es unterlag., bei Sendling und Aidenbach
dem kampfgeübten Heere Österreichs. Zu Tausenden starben
sie den schönen Tod fürs Vaterland, ohne demselben genützt
zu haben. Erst nach lojähriger Trennung kehrte Max Emanuel
wieder nach Bayern zurück.
Durch den spanischen Erbfvlgekrieg hatte Kaiser Karl Vi.
erfahren, welches Unglück eine unbestimmte Thronfolge für
Volk und Fürsten zur Folge haben kann. Da er ohne männ-
liche Nachkommen war, so erließ er,-um seinem Hause sein
aus verschiedenartigen Bestandteilen zusammengesetztesj Reich zu
erhalten, eine neue Erbfolgeordnung, die sogen, „pragma-
tische Sanktion," in welcher Unteilbarkeit der österreichischen
Monarchie und weibliche Erbfolge ausgesprochen war. Als
Karl Vi. 1740 gestorben war und seine älteste Tochter Maria
Theresia den Thron bestiegen hatte, machte der Kurfürst Karl
Albrecht von Bayern, der nie die pragmatische Sanktion an-