1822 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
34 I. Ztr. Von 113 vor Cbr. Geb, bis 763 nach Chr. Geb.
zahlreichen Voltes drinnen fühlen wollte. Allein Atarill-
laci'te laut und antwortete nur: «Das dichtstehende Gras
ist besser zu mähen, als das dünne.» t- Da versuchten die
Gesandten eine andere Sprache und fragten, womit sie denn
den Frieden erlangen könnten? — «Wenn ihr alles Gold,
Silber ltiib kostbare Gerath, was in der Stadt ist, und alle
Sklaven deutscher Abkunft ansliefert,» war die Antwort.—
«Aber was willst du uns denn übrig lassen?» —• «Die
Seelen,» antwortete er.
Das war eine harte Botschaft für die stolzen Römer;
allein Alarich ließ sich auf keinen andern Vergleich ein; er
wußte wohl, daß die Tapferkeit in Rom nicht mehr zu fin-
den iey; stnd endlich, als keine andere Hülfe war, mußten
sie seinen Willen thun, und mit 5000 Pfund Gold, 30,000
-Pfund Silber, nebst vielen Kostbarkeiten und einer Menge
Sklaven, den Frieden erkaufen. Das meiste zahlten sie
gleich, das übrige versprachen sie nachzuliefern. Aber die
Friedensbedingungen wurden nicht ordentlich erfüllt, und da
verlor der Sieger endlich die Geduld, stürmte im I. 110
die große, nun schon herabgesunkene, Stadt und eroberte
sie. Die gothischen Krieger plünderten die kaiserlichen Pal-
laste und die Hauser der Großen, der Kaiser Houorius
selbst saß unterdefi zu Ravenna und hatte nicht das Herz,
seiner unglücklichen Hauptstadt zu Hülfe zu kommen; — sie
wurden noch größere Zerstörung angerichtet, ja vielleicht die
ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt haben, wenn
nicht die Achtung gegen die Kirchen und die kirchlichen Hei-
ligtümer sie zurückgehalten hätten, denn die Gothen waren,
zum Glück für die Stadt, schon seit 30 bis 40 Jahren Chri-
sten geworden." So lief diese erste Eroberung für die Stadt
Rom noch ziemlich gut ab.
Dem hochherzigen Alarich war cs aber noch zu klein, blos
über das verdorbene Rom zu herrschen; er verließ es bald
wieder und ging nach Unteritalien, um von da nach Sici-
lien und dann nach Afrika überzugehen und sich ein großes
Reich an den Küsten des mittelländischen Meeres zu stiften.
Aber der Tod machte plötzlich seinen Entwürfen ein Ende;
er starb zu Coscnza, da er erst 34 Jahre alt war. Seine
Gothen trauerten sehr über ihn. Nach alter Sitte mußte
der König feierlich mit seinen Waffen, seinem Streitroß
und vielen Kostbarkeiten, begraben werden. Damit nun
nicht nachher, wenn sie die Gegend wieder verlassen hatten,
die Römer kamen, und das Grab des großen Alarich auf-
wühlten um die Schatze zu rauben, leiteten sie den Flüß
Brnento in ein frischgegravenes Bette ab, begruben den Kö-
nig mit den Denkmählern seiner Siege im Grunde des altert