1822 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Kaiser Karls Tod. 5"
Stickerei. Nie aß Karl ohne leine Kinder, und auch auf
Reisen.mußten sie ihn zu Pferde begleiten.
Als der alte, ehrwürdige Kaiser über 70 Jahre alt war
und öftere Fieber seinen, sonst so kräftigen, Körper angrif-
fen, fingen seine Getreuen an, für ftm sieben besorgt zu
seyn, und ihre Angst brachte sie dahin, daß sie Alles, was
sich irgend unerwartetes zutrug, auf seinen baldigen Tod
deuteten. So ereigneten sich mehrere Finsternisse an Sonne
und Mond ; die kaiserliche Burg zu Aachen wurde von Erd-
beben erschüttert; ja, der Säulengang, der dieselbe mit dem
großen Münster verband, stürzte plötzlich, am Himmelfahrts-
tage, bis auf den Grund zusammen. Die große hölzerne
Brücke über den Rhein bei Mainz, woran zehn Jahre ge-
baut war, wurde binnen drei Stunden vom Feuer verzehrt.
Als Karl den letzten Zug gegen den Dänenkönig Gottfried
machte, und. eines Morgens früh ansgeritten war, fuhr
plötzlich eine Feuerkugel queer vor ihm vorübet und machte
sein Pferd so scheu, daß es niederstürzte und ihn selbst hart
zu Boden warf. Die Spange seines Mantels zerbrach und
das Wehraehenk riß entzwei; doch wurde er selbst von den
herbeieilenden Dienern unbeschädigt aufgehoben. Alle diese
und andere Vorfälle erfüllten die Seimgen mit Angst, er
selbst aber achtete nicht darauf.
Im Januar des Jahres 814 wurde er aber von einem
starken Fieber mit Seitenstechen befallen; sein gewöhnliches
Heilmittel, womit er sich sonst immer geholfen, nein sich Fa-
sten, vcrmogte diese Krankheit nicht zu brechen. Am Mor-
gen des 28stcn Januars, um die fünfte Stunde, suhlte er
die Nähe des Todes, hob die rechte Hand kräftig in die
Höhe und drückte aus Stirn, Brust und Füße das Zeichen
des heiligen Kreuzes. Dann streckte er die Hände noch ein-
mahl ans, faltete sie über der Brust, schloß die Augen und
sang mit leiser Stimme: «In deine Hände befehle ich mei-
nen Geist!» — und starb. Er war 72 Jahre alt geworden
und hatte beinahe 46 Jahre regiert. — Sein Tod verbrei-
tete eine tiefe Trauer über das ganze große Reich.
-Der Leichnam des verstorbenen Kaisers wurde gewa-
schen, geschmückt, gesalbt, und in der kaiserlichen Gruft, in
der Kirche, die er selbst gebaut, beigesetzt. Im vollen kai-
serlichen Schmucke, mit einem Evangelienbuche auf den
Knieen, einem Stück des heiligen Kreuzes auf seinem Haup-
te, und der goldenen Pilgcrtasche um die Hüfte, setzte man
ihn in aufrechter Stellung auf einen goldenen Stuhl, füllte
die Gruft mit Weihrauch, Balsam, köstlichen Spezereien und
Vielen Schätzen, und verschloß und versiegelte sie.
Bald 2gu Jahre nach dieftr Zeit eröffnete Kaiser Otto M.