1822 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
1.06 *11. Ztr. Das Mittelalter. Von 768 — 1517.
ein Glied zerbrochen wurde. Und dennoch trieb man das
Spiel oft so weit, daß sogar scharfe Lanzen genommen
wurden; daß hieß ein Scharfrennen, und ein solches ging
selten ohne ein Unglück ab. Außer mit der Lanze würde
auch mit dem Schwerdte gefochten, und die Knust des
Reitens, des Speerwerfens, des Lanzenführens, in man-
cherlei Uebungen gezeigt. — Der Sieger in einem oder dem
andern Kampfspiele empfing von der Ehrendame des Fe-
stes knieend den Siegcsprcis: eine kostbare Scherpc oder
Leibbinde, ein paar goldene Sporen, oder was sonst als
Kampfpreis ausgesetzt war. Sein Name wurde von den
Sängern, die bei dem Feste nicht fehlen durften, in Lie-
derw gepriesen, und um so höher erhoben, se mehrere von
tapfern Gegnern er in den Sand gesetzt hatte; ja, ein
Theil seines Ruhmes ging sogar auf die Völkerschaft mit
über, zu welcher er gehörte. Kein stärkerer Sporn der
Ehre, kein heißer ersehntes Ziel, konnte es für den deut-
schen Ritter-Jüngling geben, als einen Preis in diesen fei-
erlichen Waffenspielen zu erwerben.
Die schönste Zeit des Ritterthums war die der Kreuz-
züge, wo der Eifer für die Religion und die wunderba-
ren Eindrücke des fernen Morgenlandes die Gemüther zu
noch höherer Begeisterung erhoben. Die außerordentlich-
sten Thaten sind damahls geschehen, welche uns oft wie
eine Fabel erscheinen müssen. So wird z. B. von einem
deutschen Kreuzritter erzählt, der mit Kaiser Friedrich 1.
nach dem gelobten Lande zog, wie er einst in der Nähe
von Jconiurn, in Klein-Asien, da er sein ganz ermüdetes
Pferd am Zügel führen mußte, weit hinter dem Zuge zu-
rückblieb. Plötzlich umringten ihn mehr als fünfzig türki-
sche Reuter und schossen von allen Seiten ihre Pfeile auf
ihn ab; aber sie prallten an seinem Schilde und Panzer
ab, und er zog ruhig weiter, ohne auf sein Pferd zu stei-
gen. Da sprengte einer der Kühnsten näher und hieb mit
seinem krummen Säbel nach ihm; der Ritter aber zog sein
langes Schlachtschwerdt, und hieb zuerst dem Pferde des
Türken beide Vorderbeine ab und mit einem zweiten Schla-
ge spaltete er den Türken selbst vom Kopfe bis auf den
Sattel, daß das Schwcrdt noch in den Sattel eindrang.
Da dieß die übrigen Türken sahen, machten sie sich eilrg
davon und der Ritter kam unverletzt zum Heere.
Während der Kreuzzüge wurden auch drei geistliche
Ritterorden gestiftet, welche noch durch ein besondres
feierliches^Gelübde sich dem Dienste Gottes und des Er-
lösers widmeten: die Johanniter, die Tempel her-