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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 159

1822 - Elberfeld : Büschler
150 Karl und Moritz. übrigen sollten sic die Macht des Papstes, die Messe und die übrigen Hauptpunkte der katholischen Kircheuorduuug anerkennen und beibebaltcn.die protestantischen Theologen erhoben sich fast einstimmig gegen dieses Interim, indem sie erklärten, daß die Hauptgrundlage ihres Glaubensbe- kenntnisses aufgeopfert-sey. Ja, auch die Katholiken wa- ren damit unzufrieden, „weil eine Anordnung in Religi- vnssachen von keinem Layen, selbst nicht vom Kaiser, aus- gehen könne." Unter den Evangelischen erklärten sich die Städte: Kostnitz, Bremen und Magdeburg am heftigsten dagegen. Um an ihnen ein Beispiel zu gelun, daß er sich Gehorsam werde zu erzwingen wissen, sprach Karl die Acht gegen sie aus, und als die beiden erstgenannten si'ch fügten, Magdeburg aber bartnackig blieb, gab er dem Churfürsten Moritz den Auftrag, die Strafe an der Stadt zu vollziehen. Er selbst begab sich nach Inspruck in Ty- rol, um dem Concilio nahe zu seyn, welches der neue Papst Julius Ii. wieder nach Trient verlegt batte. Eine ängstliche Erwartung herrschte unter den Evan- gelischen in Deutschland. Magdeburgs Beispiel zeigte ih- nen, daß der Kaiser entschlossen sey, gegen diejenigen, welche seine Anordnungen in Religionsfachcn nicht befol- gen würden, Gewalt zu gebrauchen. Man fürchtete, daß er nur den Schluß des Tridkntiner Conciliums erwarte, Um dessen Beschlüsse anstatt des Interims mit voller Stren- ge zur Ausführung zu bringen. Alle blickten auf den Chur- fürsten Moritz als den einzigen, der Macht und Klug- heit genug habe, den evangelischen Glauben zu retten, und so war setzt für ihn der Augenblick gekommen, die gute Meinung seiner Glaubensgenossen, die er durch sein Be- nehmen znr Zeit des schmalkaldischen Krieges verloren hatte, wieder zu gewinnen. Moritz war ein junger, kraft- voller Mann, erst 30 Jahre alt, kühn und schlau, wie Karl V. selbst. Dieser, der sonst die Deutschen nicht be- sonders achtete, hatte eine große Meinung von dem jun- §kn Fürsten und schätzte ihn vor allen andern hoch. Wir haben auch gesehen, wie Moritz sich zu ihm gehalten und wm wesentliche Dienste geleistet hatte. Allein von dem Augenblicke, da Karl seinen Schwiegervater, den Land- ^afen Philipp, widerrechtlicher Weise, und trotz des von Moritz an Philipp gegebenen Ehrenwortes, in der Gefan- genschaft hielt, hatte er sein Gemüth vom Kaiser abge- und glaubte auch das Recht zu haben, den ersten günstigen Augenblick für des Landgrafen Befreiung und wnier Glaubensgenossen Rettung benutzen zu dürfen. Zeiten so heftiges Streites gebiert gewöhnlich eine
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