1822 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
_____________ Fcr d i n a »i d I. 165
wenig dazu bei, die Ausbreitung ihrer Lehre in Deutsch-
land , die bisher so schnell gegangen war, zum Stillstände
zu bringen. Anstatt dnrch Einigkeit sich stark zu erhalten,
überließen sie sich den heftigsten Streitigkeiten über einzel-
ne Lehren, in welchen eine Verschiedenheit unter ihnen auf-
gekommen war. Zwei Hanptpartheien hatten sich gebildet:
die Lutheraner, die sich genau an Luthers Lehren hielten
und die Reformirten, welche die, in einigen Stücken
davon abweichenden, Grundsätze des Schweizers Ulrich
Zwingli und des I o h. Calvin angenommen hatten. Der
Streit wurde immer heftiger. Man stritt am Ende nur über
Worte; die Leidenschaften betäubten die Vernunft, und cs
war traurig zu sehen, wie statt der christlichen Liebe, die
das eigentliche Merkmahl des wahren Christen ist, der
Haß die Herrschaft eingenommen hatte. Von der Zeit an
konnte die neue Lehre die Herzen der Menschen nicht mehr
gewinnen und erst späterhin hat sic sich da, wo sie ein-
mahl ihren Sitz genommen hatte, durch innere Läuterung
ganz befestigt. '
Kaiser Ferdinand starb 1564 und hinterließ seinem
Sohne:
67. Maximilian Ii. 1564 — 1576,
die deutsche Krone. Auch Maximilian gehört in die Reihe
derjenigen Kaiser, welche ihr hohes Amt in Milde und
Gerechtigkeit verwaltet haben. Ein sehr ehrenvolles Zeug-
niß legten seine böhmischen Unterthanen über ihn ab, als
sie ihn den Polen, die einen König suchten, empfahlen.
„Unser Böhmen befindet sich unter Maximilians Regie-
rung besser, als wenn es von einem angestammten Vater
regiert würde; unsere Gesetze, Vorrechte und Freiheiten
werden von ihm geschützt, und was man fast ein Wunder-
werk nennen möchte, ist die große Klugheit und Uupar-
theilichkeit, mit welcher er den verschiedenen Glaubensge-
nossen begegnet und sie dadurch zur Einmüthigkeit, Dul-
dung und gegenseitiger Liebe führt." — Die Polen bestärk-
ten dieses Zeugniß durch den Zusatz: „Er habe das ganze
christliche gemeine Wesen, welches durch Empörung und
Zwietracht erschüttert sey, so in Ordnung gebracht, daß
er mehr Triumphe durch feinen Verstand im Frieden, als
andere durch Kriege, erhalten habe." — Und so steht in
der That sein Ruhm in der Geschichte da. Während in
den Niederlanden der lange und blutige Befreiungskrieg
seinen Anfang nahm und in Frankreich cbenfalls der Re-
ligion wegen in den Hngonotten - Kriegen viel unschul-
diges Blut vergossen, und zur Schande der Menschheit in