1822 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
166 M.ztr. Dicncuere Zeit, von der Reformation bis jetzt.
der Bartholomäusnacht oder sogenannten Pariser Blut-
hochzeit die schrecklichsten Gräuel verübt wurden, genoß
Deutschland unter dem trefflichen Kaiser Marimitian einer
erfreulichen Ruhe. Seine beiden Söhne jedoch,
08. Rudolf J l . 1570 — 1012, und Mathias
1012 — 1019.
die ihm nacheinander folgten, haben nicht in dem Sinne
des Vaters regiert. Unter ihnen ist die Zwietracht zwi-
schen Reugionsparcheien wieder bis auf den höchsten Grad
gestiegen, so daß sie zuletzt in den schrecklichen dreißigjäh-
rigen'krieg ansbrach. Rudolf war träge und nachlässig
und ließ sich in Negierungssachen von schlechten Rathgc-
bern lerren. Seine'beste Zeit brachte er mit Betrügern
hin, von denen er die Alchymie, oder die Kunst, Gold
zil machen, lernen wollte. Doch war er daneben nicht oh-
ne Kenntnisse und Liebe für Knnst und Wissenschaft; er
war et» Liebhaber von schönen Gemälden und Bildsäulen
und berühmte Gelehrte haben seine Gunst genossen. Seine
Regierung versäumte er aber bald so sehr, daß seine eigenen
Brüder, welche die schlimmen Folgen davon erkannten, ihn
' nöthigten, zuerst die Regierung von Oestreich und Ungarn
und 1611 auch die von Böhmen an einen der Brüder,
Mathias, abzutreten; und als er im folgenden Jahre
starb, wurde dieser Mathias auch zum deutschen Kai-
ser gewählt. '
Aber auch er war nicht gemacht, das heranziehende
Ungewitter abzuwehren. In den östrnchschcn Erbländern
selbst sab es sehr unruhig aus. Die Protestanten hatten
in allen Theilen desselben, und selbst in der Hauptstadt
Wien, Eingang gefunden, und in der Nähe derselben, mit
der Erlanbmß des Kaisers Marimitian, mehrere Kirchen
errichtet. Marimitian gewährte ihnen eine billige Reli-
gionsfreiheit, aber Rudolf nahm, ihnen jene Kirchen
wieder, weil sie sich immer mehr ausbreiteten und weit
.einige unverständige Eiferer unter ihnen die gegebene Er-
laubniß mißbrauchten. Ja, er nahm den Protestanten so-
gar das Bürgerrecht in den öftrcichschcn Städten und bracht
tt dadurch die größte Unzufriedenheit unter ihnen hervor.
In Böhmen hatte er ihnen, weil sie die zahlreia-crn wa-
ren, viel mehr Rechte und sogar die Freiheit einräumen
müssen, außer den vorhandenen noch neue Kirchen nnv
Schulen zu errichten. Die Urkunde, die dieses enthielt,
«annten die Böhmen ihren Majestätsbries, und er