1822 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Oestreichs. Krieg von 1809. 281
sich' gezogen hatte, setzte er in einer schwarzen Gewitter-
nacht, unter Sturm und Donner, zum zweitenmahle über
die Donau und griff den Erzherzog mit großer Uebcrmacht
an. Die Ocstrcicher fochten wiederum so tapfer, daß ihr
rechter Flügel die Franzosen mit Verlust zurückschlug und
daß die Zuschauer auf den Thürmen von Wien, von wo
man diesen Theil des Schlachtfeldes übersehen konnte, laut
den Sieg verkündigten. Allein der linke Flügel war dage-
gen unglücklich gewesen und gänzlich über den Haufen ge-
worfen, so daß der Erzherzog sich zum Rückzüge entschlie-
ßen mußte. Nun wurde ein Waffenstillstand und am 14.
Oct. zu Wien Friede geschlossen. Oestreich verlor
wiederum 2000 Quadratmeilen Landes und ühcr 3 Milli-
onen Unterthanen, ncmlich seine polnischen und italieni-
schen Besitzungen nebst Illyrien, und das Salzburger Land,
welches an Baiern kam. Oestreich war nun ganz vom
Meere abgeschnitten und hatte auch seine letzte Vormauer
von Bergen dahin geben müssen.
Doch eröffnete sich die Hoffnung auf eine ruhigere
Zeit, in welcher die Wunden einigermaßen geheilt werden
könnten, als der Kaiser Napoleon um die Hand der Erz-
herzogin Maria Luise, der Tochter des Kaisers Franz,
anhielt und dadurch seinen Wunsch zu erkennen gab, durch
die Verbindung mit dem ältesten Kaiserhause sich an die
bestehende Ordnung in Europa anzuschließen. Der Kaiser
Franz gab ihm, wenn gleich mit blutenden Herzen, die
Tochter als ein Unterpfand des Friedens.—Napoleon hatte
nun einen Punkt der Macht erreicht, daß ihm mehr an
der Befestigung und innern Aüöbildung seines ungeheuren
Reiches gelegen seyn mußte, als an noch größerer Aus-
dehnung desselben; so rechnete ein jeder, welchem die Ru-
he der Wett jetzt als das wünschenswertheste Gut erschien.
Aber auf den unersättlichen Mann war keine Rechnung zu
bauen. Sein Ehrgeiz stand niemahls still.— Zuerst wur-
de sein Bruder Ludwig so lange getrieben, bis er die Kö-
nigskrone von Holland niederlegte, und nun mußte die,
ses wichtige Land eine Provinz von Frankreich werden.—
Darauf erfuhr der nordwestliche Theil von Deutschland,
mit den drei großen Städten Hamburg, Bremen und
Lübeck, dasselbe Schicksal. — Und damit die älteste Kai-
serstadt Europa's, Rom nemlich, zu dem Glanze seines
Reiches nicht fehlte, hatte er sic dem Papste genommen,
diesen selbst als Gefangenen nach Frankreich schleppen las-
sen, und verordnete fetzt, daß sein und aller künftige»
französischen Kaiser erstgcborner Sohn König von Rom
heilen sollte.